Schrägdächer bis zu 35 Grad Dachneigung können begrünt werden. Hier wird gerade die Drainage verlegt. Überschüssiges Regenwasser wird so zuverlässig abgeleitet.
Dachbegrünung: Aufbau eines Gründachs

Extensive und intensive Dachbegrünung
Eine Dachbegrünung sorgt für ein gutes Wohnklima im Haus, eine längere Haltbarkeit des Daches und kommt der Umwelt zugute. Vom flachen Pflanzenteppich bis zum üppigen Dachgarten ist dabei vieles möglich. Wichtig bei der Dachbegrünung ist aber der richtige Aufbau, um keine Feuchteschäden zu riskieren.
Von der Abdichtung bis zur Bepflanzung − wir zeigen den richtigen Aufbau einer Dachbegrünung im Detail.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Kann man jedes Dach begrünen?
Gründächer eignen sich besonders gut für Garagen, Gartenhäuser und Flachdächer. Generell lassen sich alle Dächer begrünen, die
- nicht zu steil sind (bis 35 Grad Dachneigung),
- ausreichend stabil sind (das gilt besonders für Dachgärten, die mit Sträuchern oder sogar Bäumen bepflanzt sind)
- einwandfrei abgedichtet sind (zum Schutz der Dachkonstruktion gegen Nässe und eindringende Wurzeln)
- laut Bebauungsplan erlaubt sind.
Wie Sie eine Dachbegrünung sicher und fachgerecht aufbauen, erklären wir Ihnen in diesem Artikel Schritt für Schritt. Richtig angelegt, sind Dachbegrünungen absolut pflegeleicht, schützen Ihr Dach vor Witterungseinflüssen und machen es damit deutlich länger haltbar.
Bis zu welcher Neigung sind Dachbegrünungen möglich?

Grundsätzlich kommen für die Dachbegrünung alle Dachformen infrage, deren Neigung 35 Grad nicht übersteigt.
Ab ca. 10 Grad sind beim Aufbau besondere technische Vorkehrungen nötig, um die stärkeren Schubkräfte abzufangen. Mit zunehmender Neigung steigen also auch die Kosten. Lassen Sie sich am besten von einem Fachbetrieb beraten, welche Lösung für Ihr Dach die richtige ist.
Beispiel Schrägdach: Aufbau der extensiven Dachbegrünung
Spezielle Substrate garantieren eine langfristige Funktion der Dachbegrünung. Sie wurden eigens für die Bedürfnisse der hier lebenden Pflanzen entwickelt.
Wie funktioniert eine Dachbegrünung?
Einfach Blumenerde aufs Dach zu werfen, reicht nicht: Gründächer sind ausgeklügelte Pflanzsysteme, die sich selbst versorgen und praktischer keiner Pflege bedürfen − vorausgesetzt, Sie achten auf den richtigen Aufbau, das richtige Substrat und die richtigen Pflanzen.

So funktioniert's: Regenwasser und spezielle Substrate versorgen die Pflanzen auf dem Dach mit Nährstoffen. Ein Teil des Wassers wird in der Vegetationsschicht gespeichert. Substrate für Dachbegrünungen können zum einen Wasser speichern, leiten es zum anderen aber auch gut ab und werden nicht zu schwer. Überschüssiges Wasser wird über Drainageelemente in die Dachrinne abgeleitet.
Zuunterst sorgt eine Schicht aus Schutz- und Abdichtungsvliesen dafür, dass das eigentliche Dach vor Beschädigungen durch Nässe oder Wurzeln geschützt ist.
Tipp: Eine Dachbegrünung wird als zusätzliche Schicht auf vorhandene Flachdächer aufgesetzt, sie lässt sich deshalb auch gut nachträglich realisieren. Wenn Sie unsicher sind, ob sich Ihr bestehendes Dach für eine nachträgliche Dachbegrünung eignet, sollte am besten ein Fachmann den Zustand des Dachs beurteilen.
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Dachbegrünung: Aufbau im Detail
Ein Gründach besteht aus mehreren Schichten, von denen jede eine unterschiedliche Funktion übernimmt. Damit die Dachbegrünung einwandfrei funktioniert, erfolgt der Aufbau in folgenden Schichten:
- Abdichtung
- Schutzlage aus Vliesmatten
- Drainage
- Filterschicht
- Substrat mit Bepflanzung
Schemazeichnung Dachbegrünung: Aufbau im Detail

1 Die Die Basis einer Dachbegrünung ist die Abdichtung zum Dach. Sie schützt die Dachkonstruktion gegen Nässe und Schäden, beispielsweise durch eindringende Wurzeln.
2 Darüber befindet sich eine weitere Schutzlage. Die synthetischen, wurzelfesten Vliesmatten können zudem Wasser speichern.

3 Wichtig beim Aufbau einer Dachbegrünung ist auch die Drainage, die überschüssiges Regenwasser abführt. Sie sorgt dafür, dass die Pflanzen nicht im Wasser stehen (das vertragen sie gar nicht) und dass die Dachkonstruktion nicht durchnässt wird. Die Kunststoffelemente sehen ein wenig wie Eierkartons aus. In ihren Vertiefungen führen sie überschüssiges Wasser über ein unterseitiges Kanalsystem in die Regenrinne ab. Je nach Dachsituation kommen unterschiedliche Dränelemente in Frage, die sich vor allem in ihrem Wasserableitevermögen voneinander unterscheiden.

4 Darüber liegt eine Filterschicht. Sie trennt die Drainage von der darüber liegenden Vegetationsschicht. Die dünnen Vliese verhindern, dass die Drainage verschlämmt. Außerdem dienen sie als Wurzelschutz. Beides ist wichtig, damit die Drainage einwandfrei funktionieren kann.

5 Die oberste Schicht ist das Substrat, das bepflanzt wird. Das Substrat versorgt die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen. Normale Oberbodenerde wie im Garten ist dafür nicht geeignet − sie ist meist zu schwer und zu stark von Unkrautsamen durchsetzt. Stattdessen werden beim Aufbau einer Dachbegrünung spezielle mineralische Schüttstoffe verwendet, die besonders leicht sind, gut Wasser und Nährstoffe speichern können und überschüssige Niederschläge bei Bedarf versickern lassen.


Tipp: DIY-Dachbegrünung mit Kassettensystem
Für die schnelle Dachbegrünung gibt es im Handel fertige Sedumkassetten, die bereits alle beschriebenen Schichten enthalten. Sie sind eine einfache Möglichkeit, die Dachbegrünung selber zu machen und funktionieren wie Klick-Laminate. Hier erklären wir, wie das geht »
Welche Pflanzen eignen sich fürs Gründach?
Dachbegrünungen sind Extremstandorte: Pflanzen, die hier leben, müssen klar kommen mit praller Sonne, extremen Temperaturschwankungen, starkem Wind, Frost und wenig Wurzelraum.
Zum richtigen Aufbau einer Dachbegrünung gehören deshalb auch immer die richtigen Pflanzen, die robust, genügsam und trockenheitsverträglich sein sollten. Das sind vor allem niedrig wachsende Überlebenskünstler wie Nelkenarten, Mauerpfeffer (Sedum), Fetthennen oder Hauswurz (Sempervivum).
Diese Art der Dachbegrünung nennt sich extensive Dachbegrünung. Sie ist extrem pflegeleicht und kann, einmal angelegt, praktisch sich selbst überlassen werden. Sie eignet sich praktisch für jedes Flachdach und kann unkompliziert nachgerüstet werden. Das Gewicht durch die Pflanzendecke ist hier kaum größer als bei einer Kiesschüttung. Allerdings können diese Gründächer nicht als begehbarer Dachgarten genutzt werden.
Generell gilt: Je mehr Erdsubstrat aufs Dach kommt, umso größer ist die Pflanzenauswahl.
Sind auch Dachgärten möglich?
Bei Dachgärten, die mit Rasen, Stauden, Sträuchern und kleinen Bäumen bepflanzt sind, handelt es sich um intensive Dachbegrünungen. Je nach Höhe der Substratschicht können so richtige Dachgärten entstehen, die der Erholung der Bewohner dienen. Bei einer intensiven Dachbegrünung sollte der Substrataufbau mindestens 15−100 cm betragen.
Ob richtige Sträucher und Bäume auf Ihrem Dach angepflanzt werden können, entscheidet die Statik. Denn die Lasten steigen bedeutend: auf 150–1.300 kg/m². Über derartige Reserven verfügen Altbauten selten. Beim Neubau lässt sich die Tragfähigkeit dagegen gleich an den gewünschten Begrünungstyp anpassen.
Sind keine Pläne mehr vorhanden, führt der erste Weg zum Architekten oder Statiker. Diese können die maximal zulässige Gewichtslast berechnen.
Wenn es die Statik zulässt, sind Wege, Sitzplätze, Teiche und sogar Bäume möglich, so dass abwechslungsreiche Gartenlandschaften entstehen. Der Pflegeaufwand ist ähnlich einem Garten, inklusive regelmäßiger Bewässerung und Entfernen von Wildwuchs. In der Regel ist dafür eine Baugenehmigung notwendig.
Intensive Dachbegrünung: Aufbau der Substrat- und Vegetationshöhen
Die Schemazeichnung zeigt die richtigen Substrathöhen beim Aufbau einer Dachbegrünung. Bei einem richtigen Dachgarten sollten die Substrathöhe mindestens 30 Zentimeter betragen. Lassen Sie vorab von einem Statiker prüfen, ob Ihr Flachdach diesen Belastungen standhält.

Wer legt Dachgärten an?
Speziell geschult für den Aufbau von Dachbegrünungen sind Garten- und Landschaftsbaubetriebe. Einfache Extensivbegrünungen kann auch der Dachdecker bewerkstelligen. Manche Firmen bieten auch unkomplizierte Komplettpakete an, die versierte Heimwerker sogar in Eigenregie verlegen können.
Was kostet ein Gründach pro m²?
Wieviel ein Gründach kostet, hängt stark von der Begrünungsart (extensiv/intensiv) ab.
- Extensive Begrünungen mit einem einfachen Vegetationsteppich sind relativ kostengünstig für 25−35 Euro/m² zu realisieren.
- Die Kosten für eine intensive Dachbegrünung (begehbarer Dachgarten) hängen stark von Ihren persönlichen Gestaltungswünschen ab. Es ist mit Kosten von 50−150 Euro/m² zu rechnen, ähnlich wie bei einem normalen Garten.
Tipp: Förderung von Dachbegrünungen
Der ökologische Nutzen von Gründächern ist einigen Kommunen bares Geld wert. Sie gewähren Zuschüsse, die häufig zwischen 10−20 Euro/m² liegen. Der Förderantrag muss vor Auftragserteilung bzw. Baubeginn erfolgen. Etliche Kommunen belohnen das Ökodach auch mit reduzierten Abwassergebühren. Ansprechpartner sind das Baurechtsamt oder das Grünflächenamt.
Dachbegrünung: Muss ich eine Genehmigung beantragen?

Ein einfacher, pflegeleichter Vegetationsteppich (extensive Dachbegrünung) ist in der Regel genehmigungsfrei.
Anders sieht’s bei einem aufwendig gestalteten Dachgarten aus. Hier sind Grenzabstände wie bei Balkonen zu beachten. Deshalb ist bei Dachgärten eine Genehmigung nötig.
In manchen Neubaugebieten besteht übrigens sogar eine Pflicht zur Dachbegrünung – zum Beispiel für Garage oder Carport. Ein Blick in den Bebauungsplan gibt Auskunft. In unserem Artikel Bebauungsplan: Abkürzungen verständlich erklärt erfahren Sie, wie Sie einen Bebauungsplan richtig lesen.
Wie lange hält ein Gründach?
Eine Dachbegrünung kann die Lebensdauer eines Flachdachs mühelos verdoppeln. Der Grund: Ein "nacktes" Flachdach ist Hitze, Hagel und Frost ungeschützt ausgeliefert und hält selbst bei fachgerechter Ausführung im Schnitt nur 15–25 Jahre. Schuld sind die extremen Witterungsverhältnisse, denen die Dachhaut ausgesetzt ist. Übers Jahr verteilt sind Temperaturschwankungen bis zu 100 °C keine Seltenheit.
Übrigens: Der grüne „Pelz“ kann sogar die Wärmedämmung eines Gebäudes verbessern. Dazu werden spezielle Drainage-Elemente eingebaut, die exakt auf die vorhandene Grunddämmung abgestimmt werden. So lassen sich Wohngebäude auf die geforderten Energiewerte bringen. Im Sommer profitieren die Hausbewohner von der hitzeabschirmenden Wirkung der Pflanzendecke.
Weiteres Plus: Je nach Bauart, kann die Dachbegrünung 50 bis 90 Prozent der Niederschläge auf den Dachflächen zurückhalten. Viele Gemeinden belohnen deshalb Dachbegrünungen mit reduzierten Abwassergebühren, denn sie werden als unversiegelte Fläche angerechnet. Nicht zuletzt bieten Dachbegrünungen als eigenes kleines Biotop einen wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Und sie sehen wunderbar aus!

Tipp: Fassadenbegrünung fürs Haus
Wenn Ihre Fassade intakt ist, kommt auch eine Fassadenbegrünung in Frage. Ähnlich wie bei einer Dachbegrünung wirkt sie als eine Art natürliche Klimaanlage fürs Haus, verlängert die Haltbarkeit der Fassade und bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Mehr in unserem Artikel Fassadenbegrünung ohne Schäden »