Heizung optimieren: Hydraulischer Abgleich kompakt erklärt
Heizkosten sparen durch Heizungsoptimierung
Man muss nicht gleich die Heizung erneuern, um Heizkosten zu sparen. Ein Heizungscheck reicht oftmals bereits, wenn dabei die vier wichtigsten Effizienzkriterien für die Heizung überprüft und optimiert werden.
Ein sehr effektiver Weg um die Heizung zu optimieren ist der hydraulische Abgleich und die Anpassung der Heizkurve. Nach der Umstellung lässt sich die vorhandene Gasheizung oder die Ölheizung viel effizienter betreiben. Hier erfahren Sie, wie's geht.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Heizungscheck seit Oktober 2022 verpflichtend
Seit Oktober 2022 müssen Besitzer einer Gasheizung sie von einem Experten auf Funktion und Optimierungsbedarf checken lassen. Für diesen Heizungscheck haben sie bis zum 14. September 2024 Zeit. Wird Verbesserungspotenzial festgestellt, sollen Optimierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Das sieht die "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen" vor.
Die Bundesregierung empfiehlt die Durchführung im Rahmen regulärer Heizungswartungen oder Terminen mit Heizungsbauer, Schornsteinfeger oder Energieberater. Ein hydraulischer Abgleich gehört nicht zu den Pflichtmaßnahmen – es sei denn, es handelt sich um Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern.
1. Tipp zum Heizkosten sparen: Hydraulischen Abgleich durchführen
Der hydraulische Abgleich ist eine sehr effektive Methode, um die Heizung zu optimieren. Ob sich ein hydraulischer Abgleich für Sie lohnt, können Sie mit einem einfachen Test feststellen.
Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor?
- Einige Heizkörper werden nicht richtig warm, blieben stellenweise sogar kalt. Das ist insbesondere im Dachgeschoss der Fall.
- Heizkörper im Erdgeschoss werden sehr heiß.
- Es kommt häufig zu Strömungsgeräuschen, Zischen Gluckern und Gurgeln in den Heizkörpern und Rohren.
In diesen Fällen kann Ihnen ein hydraulischer Abgleich wahrscheinlich dabei helfen, Heizkosten zu sparen.
Das bewirkt der hydraulische Abgleich
Wenn der Gas- oder Öl-Heizkessel im Keller des Hauses steht, nehmen viele in einer solchen Situation an, dass die Umwälzpumpe es nicht schafft, die Wärme bis in die höhergelegenen Heizkörper zu befördern. Sie greifen zur vermeintlichen Erste-Hilfe-Maßnahme: Die Pumpleistung wird erhöht und die Vorlauftemperatur höher geregelt. Das hat aber zur Folge, dass die Heizkörper in der Nähe des Heizkessels überwärmen und die Strömungsgeräusche im Heizungssystem sogar noch zunehmen.
Die Heizkörper im Dachgeschoss werden dadurch meist tatsächlich wärmer, aber es wird mehr Energie verbraucht, als eigentlich nötig wäre. Das liegt daran, dass die Ursache für die ungleichmäßige Wärme in den Heizkörpern nicht die Pumpenleistung oder Vorlauftemperatur ist, sondern eine fehlerhafte Durchflussmenge des Heizwassers.
Heizung optimieren: Situation vor dem hydraulischem Abgleich
In obigem Bild ist die Situation zu sehen. Ist die Heizung nicht hydraulisch abgeglichen, werden die Heizflächen der Heizkörper durch unterschiedliche Druckverhältnisse ungleich mit Wärme versorgt. Räume, die sich weit entfernt vom Heizkessel befinden, erhalten zu wenig Wärme.
Heizung optimieren: Situation nach dem hydraulischen Abgleich
Diese Bild zeigt die Situation, nachdem ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde. Jetzt bekommen alle Heizkörper die korrekte Wassermenge. Das spart bis zu zehn Prozent der Heizkosten.
Übrigens: Ein hydraulischer Abgleich ist für jedes Heizungssystem sinnvoll – auch für Wärmepumpen. Nachdem die Strömungsverhältnisse im Heizkreislauf angepasst wurden, funktionieren auch die Thermostatventile präziser: Sie reagieren feiner auf Temperaturveränderungen.
So wird ein hydraulischer Abgleich durchgeführt
Den hydraulischen Abgleich können Sie nicht selbst durchführen. Beauftragen Sie einen Fachbetrieb damit. Der Heizungsbauer muss folgende Schritte durchführen, um die Heizleistung zu optimieren:
1 Ermittlung des Wärmebedarfs bzw. der Heizlast der einzelnen Räume
Hierbei kommt es darauf an, festzustellen, wie viel Wärme die Räume benötigen. Größe der Räume, Außenflächen und Fenster spielen bei dieser Berechnung eine Rolle. Ein Raum, der zwei Außenflächen und große Fenster besitzt, benötigt normalerweise mehr Heizleistung als ein Raum, der nur eine oder gar keine Außenwand hat. Auch die Größe der Heizkörper ist wichtig.
2 Heizlastberechnungen
Sie werden meist per Software durchgeführt. Dabei wird auch anhand der Gebäudedaten berechnet, wie die Heizkörperventile eingestellt werden müssen.
3 Einstellung der Heizkörper
Die ermittelten Werte werden anschließend an allen Heizkörpern eingestellt. Falls keine voreinstellbaren Ventile vorhanden sind, müssen sie an den Heizkörpern ausgetauscht werden. Gemeint sind hierbei die Ventile selbst, nicht die Thermostatköpfe.
Hydraulischer Abgleich: Situation vor und nach dem Abgleich
⇒ Diese Grafik von Zukunft Altbau zeigt die Veränderungen vor und nach dem hydraulischen Abgleich: eine gleichbleibende Wärmeabgabe an alle Heizkörper sowie weniger Energieverbrauch, da eine niedrigere Vorlauftemperatur gewählt werden kann.
Kosten für den hydraulischen Abgleich
Die Kosten für den hydraulischen Abgleich schwanken zwischen ca. 600 und 1300 Euro – je nachdem wie groß die Anlage ist und ob zum Beispiel neue Ventile eingebaut werden müssen.
2. Tipp zum Heizkosten sparen: Heizkurve und Vorlauftemperatur anpassen
Wenn der hydraulische Abgleich durchgeführt wurde, sollte auch die Heizkurve optimiert und angepasst werden.
Was ist die Heizkurve?
Die Heizkurve beschreibt das Zusammenspiel aus Außentemperatur und Temperatur des Heizungswassers in den Rohrleitungen. Letzteres wird über die Vorlauftemperatur geregelt (also der Wärme, mit der das Wasser den Heizkessel in Richtung Heizkörper verlässt). Im Kern ist die Heizkurve eine Funktionsgleichung: Für jede Außentemperaturänderung von x (z. B. ein Grad) verändert sich die Vorlauftemperatur um y (zum Beispiel 1,5 Grad). Daraus ergibt sich eine steile oder flache Heizkurve – was einer stärkeren oder schwächeren Temperaturangleichung entspricht.
Das bewirkt die Optimierung der Heizkurve
Wenn es draußen bitterkalt ist, muss das Wasser besonders heiß sein, damit die Räume schnell aufheizen. An eher milden Tagen darf es aber gern etwas kühler sein, um Energie und damit Heizkosten zu sparen. Wenn die Heizung immer auf Volllast fährt, erhöhen sich auch die Energieverluste durch Heizleitungen und unsaubere Thermostatregelungen.
Je nach Dämmung, Größe der Heizkörper und Heizlast kann mittels der Heizkurve festgelegt werden, bei welcher Außentemperatur welche Vorlauftemperatur gewählt werden soll. Je flacher die Kurve verläuft, desto niedriger ist die resultierende Vorlauftemperatur. Verluste werden so minimiert, Heizkosten gespart.
3. Tipp: Umwälzpumpe erneuern oder einstellen
Der Fitness-Check für die Heizung beinhaltet auch eine Überprüfung der elektrischen Umwälzpumpe, die das Heizwasser in die Leitungen pumpt.
Die Umwälzpumpe ist häufig zu hoch eingestellt, was sie zu einem Energiefresser macht. Ist die Pumpe schon älter, kann sich auch der Austausch lohnen.
Das bewirkt der Austausch der Umwälzpumpe
Eine neue, energieeffiziente Umwälzpumpe kann bis zu 80 Prozent im Vergleich zur alten Pumpe sparen.
Kosten für eine effiziente Umwälzpumpe
Eine neue, energiesparende Umwälzpumpe kostet zwischen 300 und 500 Euro, inklusive Einbau.
4. Tipps: Thermostate checken und smart machen
Die Thermostatventile sorgen dafür, dass die eingestellte Wärme in den Räumen erreicht wird. Außerdem müssen sie die tatsächliche Wärme im Raum (die auch durch die Bewohner, Sonneneinstrahlung oder geöffnete Fenster beeinflusst wird) mit der angestrebten Heizleistung abgleichen. Sie müssen also die Wärme begrenzen oder erhöhen.
Um Heizkosten zu sparen, ist dies besonders wichtig. Eine um 1 Grad Celsius reduzierte Raumtemperatur kann rund 6 bis 8 Prozent Heizkosten sparen.
Thermostatventile austauschen spart noch mehr
Es macht deshalb durchaus Sinn, beim Energiespar-Check auch die Thermostatköpfe gleich gegen smarte Einzelraumregelungen auszutauschen. Der Vorteil: Die Thermostate können anschließend per Bedienteil oder Smartphone-App per Funk individuell gesteuert werden. Auch lassen sich Zeitpläne für die Temperaturregelung der Räume festlegen.
Der Austausch ist ganz einfach und kostet gerade mal 10 bis 40 Euro: Wir zeigen Ihnen, wie Sie ganz einfach Thermostatventile austauschen »
Dokumentation ist wichtig
Beim hydraulischen Abgleich kommt es auf Details an:
- Welche Wärmeleistung müssen die einzelnen Heizkörper konkret erbringen?
- Welche Wassermenge strömt durch die Ventile?
- Welche Vorlauftemperatur ist ideal?
- Wie sollte die Pumpe effizient eingestellt werden?
Diese Werte sollten Sie sich schriftlich geben lassen, damit Sie etwaige Fehleinstellungen korrigieren können und außerdem auch sicherstellen können, dass der hydraulische Abgleich fachgerecht durchgeführt wurde.
Fazit: Heizkurve und Heizung richtig einstellen spart Kosten
- Heizkosten sparen gelingt am einfachsten mit einem Heizungscheck.
- Ein hydraulischer Abgleich verhindert, dass sich Heizkörper in unterschiedlichen Etagen unterschiedlich stark erwärmen und das Strömungsrauschen entsteht.
- Effizienter heizen Sie mit einer Anpassung der Heizkurve, der Vorlauftemperatur und richtige Einstellung der Umwälzpumpe.
- Noch mehr Sparpotenzial bietet die Umrüstung auf smarte Heizkörperthermostate mit Einzelraumregelung.
... und wenn alles nichts hilft?
Ist Ihre Heizung zu alt, helfen oftmals auch ein hydraulischer Abgleich und andere "Tricksereien" nicht mehr − eine neue Heizung muss her. Häufig wird eine Heizung allerdings erst ausgetauscht, wenn irreparable Schäden auftreten. Mit unserer Checkliste Heizungstausch » erkennen Sie rechtzeitig, wann sie ersetzt werden muss.
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