Gaspreise 2022 − aktuelle Entwicklungen kompakt erklärt

Steigende Gaspreise: Prognosen & Tipps
Die Preise für Erdgas sind im Frühjahr 2022 explodiert. Wir erklären kompakt, welche Ursachen die extremen Preissteigerungen haben und wie sich die Gaspreise im Jahr 2022 voraussichtlich weiter entwickeln werden. Außerdem geben wir Tipps, was Sie tun können, um die Preiserhöhungen abzufedern.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Aktuelle Situation: Gaspreise 2022
Die Gaspreise blieben in den vergangenen Jahren weitgehend stabil. Seit der Einführung des CO2-Preises durch die Bundesregierung und dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 stiegen die Gaspreise extrem an.
Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BEDW) stieg der Gaspreis für Haushalte zum Jahresbeginn 2022 um durchschnittlich 75 Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1.135 Euro pro Jahr.

Mehrere insolvente Energieversorger
Als Reaktion auf die unsichere politische Situation in Russland schnellten die Börsenpreise für Erdgas um bis zu 400% in die Höhe. Einige kleinere Energieversorger mussten daraufhin Insolvenz abmelden und ihren Kunden kündigen. Manche Gasanbieter nehmen derzeit keine neuen Kunden auf.
Für die betroffenen Kunden springt in diesem Fall der örtliche Grundversorger ein (beispielsweise die Stadtwerke) − die wiederum aufgrund der vielen Neukunden Energie teuer zukaufen mussten. Viele Unternehmen haben deshalb einen zweiten, teureren Grundtarif eingeführt – für all jene Neukunden, die von den Billigstromanbietern kommen. Hier wurden die Preise im Jahr 2022 um durchschnittlich 185 Prozent angehoben.
Explodierende Gaspreise 2022: Das sind die Gründe
1 Hohe Nachfrage – geringes Angebot
Wie bei allen Wirtschaftsgütern gilt: Hohe Nachfrage und geringes Angebot lässt die Preise steigen. Das gilt ganz besonders für die Gaspreise, die als fossiler Brennstoff schon naturgemäß begrenzt sind. Hinzu kommt, dass weltweit derzeit mehr Gas benötigt wird, als in den letzten Monaten gefördert wurde.
Denn viele Länder – darunter auch Deutschland – möchten durch den Umstieg von Kohle oder Öl auf Erdgas ihre CO2-Emissionen verringern. Auch China stellt zunehmend von Kohle auf Flüssigerdgas um. Nach den Corona-Lockdowns zieht außerdem die Wirtschaft wieder an, mehr Erdgas wird benötigt.

2 Steigende CO2-Preise
Im Zuge der Energiewende steigen seit 2021 die vom Staat erhobenen Abgaben und Entgelte auf fossile Brennstoffe, insbesondere der CO2-Preis.
Die Verbraucherzentrale hat berechnet, mit welchen Mehrkosten zu rechnen ist: Für eine Beispielfamilie im Einfamilienhaus mit Gasheizung und Auto mit Benzin-Antrieb kommen demnach im Jahr 2022 rund 205 Euro CO₂-Preis zusammen, vier Jahre später sind es schon Mehrkosten in Höhe von 451 Euro. Diese Mehrkosten werden auf die Gaspreise aufgeschlagen.

3 Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine
Deutschland bezieht fast die Hälfte seines Erdgases aus Russland. Geplant war, diesen Anteil mit der neu gebauten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 sogar noch weiter zu steigern. Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurde dieses Projekt gestoppt, umfassende Wirtschaftssanktionen gegen Russland folgten. Die unsichere politische Situation führt zu extremen Preissteigerungen an der Börse, die Großhandelspreise für Erdgas stiegen rapide an.
Prognose: Gaspreisentwicklung 2022
Die meisten Experten gehen zurzeit davon aus, dass die Gaspreise auf einem gleichbleibend hohen Niveau verweilen werden, ohne allzu große Sprünge nach oben oder unten. Die Gründe:
1 Ausreichend gefüllte deutsche Erdgasspeicher
Deutschland hat weltweit die viertgrößten Erdgasspeicherkapazitäten. Der Vorteil: Extreme Preissprünge können so abgefedert werden. Die Gasspeicher waren Anfang des Jahres zwar auf einem vergleichsweise niedrigen Stand, haben sich mittlerweile aber wieder deutlich gefüllt.

2 Gasversorgung durch Russland weiterhin gesichert
Der größte Unsicherheitsfaktor scheint (zumindest vorerst) politisch geklärt: Die Gasversorgung mit russischem Gas ist zurzeit sichergestellt und soll es auch bleiben. Aufgrund des Kohle- und Atomausstiegs gibt es für Deutschland derzeit noch keine wirklichen Alternativen zu Erdgas. Solange der Energiebedarf noch nicht komplett durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann, möchte die Bundesregierung deshalb weiterhin an den russischen Erdgaslieferungen festhalten.
Auch von russischer Seite ist momentan noch keine Aufkündigung des Gaslieferungen zu erwarten. Denn Deutschland ist zum einen das größte Abnehmerland für russisches Gas und zum anderen ein wichtiges Transitland für Lieferungen in andere europäische Länder. Durch einen Erdgasstopp würde sich Russland daher wirtschaftlich stark schwächen.
Achtung
Die aktuelle politische Lage kann sich schnell wieder ändern. Die weitere Entwicklung der Gaspreise im Jahr 2022 und darüber hinaus ist momentan stark abhängig von politischen Entscheidungen in Deutschland und Russland. Sollte es doch zu einem Stopp der russischen Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 kommen, hätte dies auf längere Zeit Versorgungsengpässe und stark steigende Gaspreise zur Folge.
3 Staatlicher Heizkostenzuschuss geplant
Die Bundesregierung plant einen Heizkostenzuschuss als Entlastung für Geringverdiener. So sollen die hohen Öl-, Strom- und Gaspreise sozial abgefedert werden. Wer zwischen Oktober 2021 und März 2022 mindestens einen Monat lang Wohngeld bezogen hat, wohl im Sommer 2022 einen Zuschuss erhalten. Für Alleinlebende ist ein einmaliger Zuschuss in Höhe von 270 Euro geplant. Zwei-Personen-Haushalte sollen pauschal 350 Euro bekommen. Für jede weitere Person im Haushalt sollen nochmal 70 Euro dazukommen.
Gaspreisentwicklung nach 2022: Prognose bis 2030
Es ist davon auszugehen, dass die Gaspreise in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Das hat vor allem zwei Gründe:

1 Mehr Flüssiggas-Importe
Die Bundesregierung (und die EU) planen, bis 2030 komplett unabhängig von russischem Gas und Erdöl zu werden.
Stattdessen soll das benötigte Erdgas künftig stärker aus Ländern wie Katar, den USA und Ägypten importiert werden. Das wird große Auswirkungen auf die Gaspreise haben. Denn dieses Gas kommt dann nicht mehr per Pipeline (wie bislang aus Russland), sondern als verflüssigtes Erdgas (LNG). Flüssiggas ist allerdings deutlich teurer als Pipeline-Gas. Deutlich erhöhte Gaspreise werden die Folge sein.
2 CO2-Preis wird weiter steigen
Der CO2-Preis wird von 2021 bis 2025 schrittweise von 25 auf 55 Euro pro Tonne CO2 erhöht. Jedes Jahr werden also Mehrkosten auf den bereits hohen Gaspreis hinzukommen.
Steigende Gaspreise – was tun?
1 Energieversorger besser nicht wechseln
Eine bewährte Strategie vieler Verbraucher war es bislang, bei Preiserhöhungen einfach den Energieversorger zu wechseln. Halten sich die Preiserhöhungen allerdings noch im üblichen Rahmen, rät der Bund der Energieverbraucher für das Jahr 2022 davon ab, einen Wechsel vorzunehmen.
Die Gefahr ist insbesondere bei Billiganbietern groß, dass sie in die Insolvenz rutschen − was für Sie als Energiekunde häufig zur Folge hat, in eine zweipreisige Grundversorgung zu rutschen, die für Neukunden deutlich teurer ist. Sollten Sie davon betroffen sein, rät der Bund der Energieverbraucher dazu, Widerspruch nach § 315 des Bürgerlichen Gesetzbuches gegen die überhöhten Preise einzulegen.
2 Energiekosten sparen
Berechnungen der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online zeigen, dass der Gasverbrauch in Deutschland um rund 75 Prozent sinken würde, wenn jedes zweite Gebäude energetisch optimiert wird. So ließen sich jedes Jahr Heizkosten von etwa 14 Milliarden Euro einsparen. Das Einsparpotenzial ist also gewaltig. Eine effektive Maßnahme, die zudem noch großzügig steuerlich gefördert wird, ist beispielsweise die Dämmung der Fassade oder des Dachs. Ein gedämmtes Haus kommt mit deutlich weniger Energie aus.

Ein Energieberater kann mit einem Sanierungsfahrplan zeigen, welche Maßnahmen wirtschaftlich sinnvoll sind. Die Energieberatung wird mit Zuschüssen von bis zu 80 Prozent gefördert. Hier finden Sie die aktuellen staatlichen Fördergelder für Energieberater im Überblick »

3 Ergänzung der Heizung mit erneuerbaren Energien
Auch eine Ergänzung der vorhandenen Gasheizung mit erneuerbaren Energien hilft, Heizkosten zu sparen. Denn es ist ganz einfach: Wer weniger Gas verbraucht, zahlt auch weniger. Die Anschaffungskosten solcher Hybridheizungen werden außerdem staatlich großzügig bezuschusst. Geeignete Kombipartner für Gasheizungen sind beispielsweise eine Solarthermieanlage, ein Kaminofen oder eine Wärmepumpe.
So kombinieren Sie Gas und Wärmepumpe
Vorteil einer Hybridheizung: Wer bereits eine Gasheizung besitzt, kann das alte Heizsystem weiternutzen – und gleichzeitig modernisieren. Hier erfahren Sie, wie das geht: Gasheizung und Wärmepumpe kombinieren »
Ihre alte Gasheizung ist schon in die Jahre gekommen und soll sowieso bald ersetzt werden? In diesem Fall kann es sich lohnen, auf ein neues Heizsystem zu wechseln: So sind beispielsweise Wärmepumpen oder Pelletheizungen nicht von der CO2-Steuer betroffen und werden zudem staatlich bezuschusst.
Lassen Sie sich allerdings angesichts der aktuellen Gaspreise im Jahr 2022 nicht zu Kurzschlussreaktionen verleiten. Eine Heizungsmodernisierung sollte sich langjährig wirtschaftlich rentieren und muss zu Ihrem Haus passen. In unserem Artikel erfahren Sie, wie Sie bei einer Heizungsmodernisierung am besten vorgehen sollten und stellen wir die besten Heizsysteme für den Altbau vor: Welche Heizung ist im Altbau sinnvoll? »
Stand: April 2022
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