Anlegen der Gründung. Auch ein Massivholzhaus kommt nicht ohne eine Gründung aus Stahlbeton aus. Hier ist die umlaufende Frostschutzschürze zu sehen, die Frostschäden am Haus verhindert.
Baureportage: Wie wird ein Haus gebaut?
Ein Massivholzhaus wird gebaut
Wie entsteht eigentlich ein Haus? In unserer Baureportage begleiten wir die Bauherrin Katharina K.* beim Bau Ihres Einfamilienhauses im Landkreis Starnberg.
Schritt-für-Schritt-Bilder direkt von der Baustelle zeigen, wie der Rohbau des Wohnhauses innerhalb weniger Tage errichtet wird. Durch die leimfreie Massivholzbauweise ist das Haus ökologisch vorbildlich. Das Einfamilienhaus hat Bernd Kerscher geplant. Er ist ein Architekt aus Freising und Vorstandsmitglied beim Sonnenhaus Institut.
Was bedeutet nachhaltiges Bauen und was gehört zu einem nachhaltig gebauten Haus? Hier finden Sie Antworten: »Nachhaltiges Bauen und Wohnen
Woche 1: Aushub und Gründung
Bei der Vorbereitung des Grundstücks für den Bau wurde nur das Nötigste gerodet, um die naturnahe Umgebung weitgehend zu erhalten. Großer Wert wurde auf den Schutz einer sehr großen und schönen Buche im Südosten des Grundstücks gelegt, auch wenn diese (aufgrund der Verschattung) die geplante Solarnutzung am Vormittag etwas einschränkt.
Der Aushub. Mitte September 2018 war Spatenstich. Das Baufeld wurde abgesteckt und die Baugrube angelegt. Das Haus hat keinen Keller, deshalb ist der Aushub nur etwa einen Meter tief - das reicht aus, um das Fundament frostfrei zu gründen.
Bewehrung der Bodenplatte. Unter der betonierten Bodenplatte wurde 30 Zentimeter Glasschaumschotter zur Dämmung eingebracht. Versteckt unter der Bodenplatte liegen auch die Grundleitungen fürs Abwasser.
Beton wird bei einem nachhaltig gebauten Haus nur dort eingesetzt, wo er unbedingt notwendig und unverzichtbar ist - so wie hier beim Anlegen des Fundaments. Ökologisch bedenklich sind der hohe Zementanteil, die chemischen Zuschlagsstoffe sowie die CO2-intensive Herstellung. Abriss, Entsorgung und Recycling von Beton sind sehr aufwendig.
Woche 2: Der Rohbau
Als die Bauherrin und der Architekt ins Gespräch kamen, wusste sie schon genau, was sie wollte: So ökologisch und nachhaltig wie möglich sollte ihr neues Eigenheim sein. Sie hatte sich deshalb für eine Massivholzbauweise mit einem leimfreien System mit Buchenholzschrauben entschieden ("NurHolz" von Rombach, Schwarzwald). Das leimfreie System macht den Bau noch ökologischer, als es bei herkömmlicher Massivholzbauweise der Fall ist. Eine Zimmerei aus Wildsteig (Karl Geiger) hat die weitgehend fertigen Sichtholzoberflächen aufgestellt.
Anlieferung der Holzplatten. Alle Holzelemente wurden passgenau vorgefertigt, inklusive Fenster- und Türöffnungen sowie der Vorbereitung für Installationen (Kabel- und Rohrschlitze). Auf der Baustelle zeigt sich, dass der Zimmermann sorgfältig gearbeitet hat, denn vor Ort muss nichts mehr angepasst oder nachgeschnitten werden. Durch den hohen Vorfertigungsgrad können Holzfertighäuser in einer sehr kurzen Bauzeit errichtet werden.
Der Baustoff Holz
Die Bauherrin hat sich für Fichtenholz aus nachhaltig bewirtschafteteten Forstbeständen des Schwarzwalds entschieden. Der naturbelassene Zustand bietet auch ohne Schutzanstriche oder chemische Zusätze einen wirksamen Schutz vor Schädlingen und Pilzen. Als Bau- und Konstruktionsholz ist Fichtenholz (bei trockener Verwendung, wie in diesem Fall) gut geeignet. Aus optischen Gründen wurde auf allen Sichtflächen die Holzoberfläche geschliffen.
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Das Erdgeschoss
Blick auf die Baustelle. Nach der Anlieferung der Holzfertigteile wird direkt mit dem Aufbau des Erdgeschosses begonnen.
Vorbereitung der Innenwände. Die spätere Position der Innenwände wird von den Zimmerern vorbereitet. Auf den Holzleisten werden später passgenau die Innenwände eingepasst.
Und so funktioniert's!
Wand verschrauben. Die Besonderheit des Systems "NurHolz": Anstatt der sonst gängigen Stahlschrauben werden harte Buchenholzschrauben verwendet. Nur die Wandstöße werden mit statisch vorgeschriebenen Stahlschrauben verschraubt.
Ein Gewindering der massiven Buchenholzschrauben hält einem Gewicht von über 100 Kilo stand und ist im Vergleich zu gedübelten oder genagelten Brettsperrholzelementen deutlich stabiler. Die Holzschrauben sind in der Sichtholzlage nicht sichtbar.
Die Formel "Je dicker das Holz, desto besser der Dämmschutz" gilt hier nicht unbedingt. Stattdessen sorgt ein mehrschichtiger Aufbau für einen sehr guten Dämm- und Schallschutz. Selbst mit geringeren Wanddicken (im Vergleich zu einem konventionellen Haus aus Ziegeln) kann damit nahezu ein Passivhaus-Standard erreicht werden.
Das sagt Architekt Bernd Kerscher: „Es ist eine wahre Freude, bei schönstem Sonnenwetter auf der elementweise vorangehenden Baustelle zu sein. Es wird leise und mit Freude gearbeitet - kein Dreck, kein Lärm, kein Wasser, kein Mörtelgepatze, kein Eisen, kein Beton, keine Trocknungszeiten, fertige Oberflächen. Drei Zimmerer stellen das ganze Haus innerhalb kürzester Zeit auf – ich liebe es!“
Das Obergeschoss
In den meisten Fällen werden Geschossdecken mit Stahlbeton gebaut. Dass es auch anders geht, zeigt das Sonnenhaus Starnberg: Das Nur-Holz-Prinzip wird selbst bei der Geschossdecke konsequent weitergeführt.
Moderne Holzdecken kommen als Fertigteile auf die Baustelle und können sehr schnell verlegt werden. Holzdecken bieten zwar nicht den gleichen Schallschutz wie Betondecken, haben aber eine viel bessere Ökobilanz. Die Zwischenräume zwischen den Balken können optimal mit nachwachsenden Rohstoffen gedämmt werden.
Die leimfreie Brettstapeldecke, die beim Sonnenhaus Starnberg verwendet wird, hat bei geringster Aufbauhöhe eine hohe Tragfähigkeit und Steifheit. Sie wird durch bis zu drei Meter lange Buchenholzschrauben vorgefertigt.
Anlieferung der Holzelemente. Im Obergeschoss wird das System mit den passgenauen Holz-Fertigelementen fortgeführt. Diese Tragwand wird mit dem Kran in das Obergeschoss befördert. Die Zimmerer stehen schon bereit.
Der Aufbau mit den vorgefertigten Massivholzplatten geht rasend schnell. Auf diesem Foto ist der Stand nach drei Tagen zu sehen.
Das Dach
Der Dachstuhl wurde beim Sonnenhaus Starnberg innerhalb eines Tages aufgerichtet. Wie die Zwischendecke besteht es aus leimfreien Brettstapelelementen. Dies hat den Vorteil, dass aufgrund der höheren Speichermasse der sommerliche Hitzeschutz für die Dachräume besser ist. Nur für die Dachauskragungen wurden Sparren bzw. Sparrenköpfe eingesetzt.
Das Richtfest wird nach dem Aufschlagen des Dachstuhls gefeiert und markiert einen Meilenstein beim Hausbau. Hintergründe zum Brauch, wie Sie Ihr Richtfest organisieren und was Sie schenken können, wenn Sie zu einer Richtfeier eingeladen sind, erfahren Sie hier:
» Richtfest feiern: Bräuche, Tipps und Geschenkideen
Und wie sieht es innen aus?
Kurzfristig haben die Bauherrin Katharina K. und Architekt Bernd Kerscher spontan beschlossen, ein zusätzliches Fenster als netten Ausblick von der Galerie in den Südgarten nachzurüsten. „Die Entscheidung ist gefallen, nachdem wir noch ohne Dachelemente den Ausblick - jetzt ohne Laub an Bäumen und Büschen - gesehen haben“, erzählt Kerscher.
Man nehme eine Motorsäge ... Beim Massivholzbau geht das meist ohne größere Probleme, solange es dadurch keine statischen Schwierigkeiten gibt. Der Fensterhersteller wird das Fenster innerhalb weniger Tage bis zum Liefertermin produzieren.
Am fünften Tag war der Massivholz-Rohbau inklusive Innenwänden komplett aufgestellt. Unglaublich schnell, auch dank des guten Wetters.
Wohnzimmer und Galerie. Hier sieht es schon sehr freundlich und wohnlich aus. Das Fenster Richtung Südgarten wurde noch schnell nachgerüstet - kein Problem bei einem Holzhaus.
Das Wohnzimmer. Hier sind schön die fertigen Holzoberflächen zu sehen. Holz wirkt sich positiv aufs Raumklima aus.
Die wichtigsten Bauphasen beim Hausbau
Die Bauphasen beim Hausbau lassen sich grob in vier Schritte unterteilen: Planung, Genehmigung, Rohbau und Innenausbau. In unserem Artikel finden Sie alle Gewerke im Überblick.
Alle Fotos: Bernd Kerscher
* Name der Bauherrin von der Redaktion geändert
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