Rückstauklappe fürs Abwasser nachrüsten

Eine Person mit roten Gummistiefeln sitzt auf einer Betontreppe in einem überfluteten Keller. Im Hintergrund stehen zwei Waschmaschinen, deren Spiegelbild sich im trüben Wasser auf dem Boden widergespiegelt. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Hilflosigke

Schutz vor der Kellerüberflutung wegen Starkregen

Foto: KI-generiert

Es ist ein Alptraum für jeden Hausbesitzer: Nach einem heftigen Starkregen drückt plötzlich eine übelriechende, braune Brühe aus dem Bodenablauf im Keller und flutet die Räume. Der Grund ist ein Rückstau aus der Kanalisation, die die Wassermassen nicht mehr bewältigen kann. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Eigentum mit einer Rückstauklappe wirksam schützen, welche Technik Sie brauchen und warum das Nachrüsten eine der wichtigsten Sicherheitsinvestitionen in Ihr Haus ist.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Warum eine Rückstauklappe unverzichtbar ist: die Mechanik des Rückstaus
  2. Die richtige Rückstauklappe: Grauwasser oder Schwarzwasser?
  3. Schritt für Schritt: So rüsten Sie eine Rückstauklappe für Abwasser nach
  4. Wann ist eine Abwasserhebeanlage die bessere Lösung?
  5. Fazit: Rückstauklappe nachrüsten – kleine Klappe, große Wirkung

Warum eine Rückstauklappe unverzichtbar ist: die Mechanik des Rückstaus

Um zu verstehen, warum eine Rückstauklappe so essenziell ist, muss man das Prinzip des Rückstaus kennen. Das öffentliche Kanalnetz ist für normale Regenmengen ausgelegt. Kommt es jedoch zu Starkregen, kann das System die gewaltigen Wassermengen nicht schnell genug abführen. Der Kanal füllt sich bis zur sogenannten Rückstauebene – das ist in der Regel die Höhe der Straßenoberkante.

Stellen Sie sich den öffentlichen Kanal wie eine volle Badewanne vor. Ist sie bis zum Rand gefüllt und kann nicht überlaufen, drückt das Wasser in alle angeschlossenen Rohre zurück, die unterhalb dieses Niveaus liegen. Der tiefste Punkt in einem Gebäude ist fast immer der Keller. Alle Entwässerungsgegenstände hier – wie Bodenabläufe, Duschen, Waschbecken oder Toiletten – werden dann zu Einfallstoren für das Abwasser aus dem Kanal. Ohne eine mechanische Sperre hat das Wasser freien Weg in Ihr Haus.

Eine Infografik zeigt zwei Häuser, die an ein zentrales Kanalrohr angeschlossen sind. Während es regnet, staut sich das Wasser im Kanal und drückt in das linke Haus, dessen Keller überflutet wird. Das rechte Haus bleibt dank einer Schutzvorrichtung trocke
Die Grafik veranschaulicht die Mechanik eines Rückstaus. Die Rückstauebene (in der Regel die Straßenoberkante) ist das maximale Niveau, bis zu dem das Wasser im Kanal ansteigen kann. Liegen Abwasseranschlüsse im Haus – etwa Bodenabläufe oder Toiletten im Keller – unterhalb dieser Ebene, fließt das Wasser ohne Sicherung zurück ins Gebäude. Auf dem rechten Bildteil verhindert eine Rückstauklappe den Wassereintritt.
KI-generiert

Denken Sie auch an den Versicherungsschutz

Dieser Punkt ist auch für Ihre Versicherung von entscheidender Bedeutung. Eine normale Wohngebäude- oder Hausratversicherung deckt solche Schäden in der Regel nicht ab. Sie benötigen eine Elementarschadenversicherung.

Doch Vorsicht: Die meisten Versicherer zahlen bei einem Rückstauschaden nur, wenn Sie nachweisen können, dass eine funktionstüchtige und normgerechte Rückstausicherung in Ihrem Haus installiert ist. Wer darauf verzichtet, handelt grob fahrlässig und bleibt im Ernstfall auf den oft fünfstelligen Kosten für die Sanierung sitzen. Es lohnt sich also, über eine Nachrüstlösung nachzudenken.

Die richtige Rückstauklappe: Grauwasser oder Schwarzwasser?

Ein technischer Querschnitt einer modernen Rückstauklappe für den Bodeneinbau. Man erkennt das schwarze Kunststoffgehäuse, die zwei violetten Verschlussklappen im Inneren und den quadratischen, grauen Deckel für den Wartungszugang.
So sieht ein moderner Rückstauverschluss für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser) aus. Dieses Modell vom Typ 2 nach DIN EN 13564 verfügt über zwei selbsttätig schließende Klappen, die das Abwasser nur in eine Richtung fließen lassen. Bei Gegendruck aus dem Kanal werden sie fest verschlossen und sichern das Gebäude zuverlässig ab.
Kessel

Rückstauklappe ist nicht gleich eine Rückstauklappe. Die Technik muss zwingend zur Art des Abwassers passen, das durch die Leitung fließt. Die europäische Norm DIN EN 13564 regelt hier die genauen Anforderungen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Abwasserarten: Schmutzwasser (Grauwasser) und Fäkalwasser (Schwarzwasser).

Variante 1: Rückstauklappe für Schmutzwasser (Grauwasser)

Hier ist von Abwasser die Rede, das keine Fäkalien enthält. Es stammt also von Duschen, Badewannen, Waschmaschinen, Waschbecken oder einfachen Bodenabläufen im Keller mit Rückstauklappe.

Für diesen Zweck werden in der Regel mechanische Rückstauverschlüsse eingesetzt, meist vom Typ 2 nach DIN-Norm. Sie haben zwei unabhängig voneinander pendelnde Klappen. Im Normalbetrieb lassen sie sich vom Abwasser aus dem Haus leicht öffnen. Drückt jedoch Wasser aus dem Kanal zurück, werden beide Klappen fest gegen eine Dichtung gepresst und verhindern den Rückfluss. Zusätzlich verfügen sie oft über einen manuell bedienbaren Notverschluss.

Variante 2: Rückstauklappe für Fäkalwasser (Schwarzwasser)

Sobald eine Toilette an eine zu sichernde Leitung angeschlossen ist, die unterhalb der Rückstauebene liegt, wird die Situation komplexer. Der Grund: Mit dem Abwasser gelangen auch Feststoffe wie Toilettenpapier in die Leitung. Eine einfache Rückstauklappe kann durch diese Partikel blockiert werden und sich nicht mehr vollständig schließen.

In solchen Fällen müssen motorbetriebene Rückstauautomaten der Typenklasse 3 eingesetzt werden. Diese Anlagen besitzen einen Sensor, der Rückstau erkennt, und einen leistungsstarken Elektromotor, der die Verschlussklappe mit hohem Druck schließt und so eine absolut dichte Barriere bildet. Für den Fall eines Stromausfalls verfügen die Geräte über einen integrierten Akku. Das Nachrüsten einer Rückstauklappe für Fäkalwasser ist daher technisch anspruchsvoller.

Nutzen Sie unsere Checkliste: Starkregen- und Hochwasserschutz fürs Haus

Gefährlich wird es, wenn Boden oder Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können. Sie fließen unkontrolliert oberflächlich ab und bedrohen das Haus dann auch am Sockel und von unten über den Keller. Auch eine Rückstauklappe nutzt im Extremfall dann nichts mehr.

Ist Ihr Keller gegen Hochwasser nach Starkregen geschützt? Wie sieht es mit den Abwasseranschlüssen aus? Gibt es Vorkehrungen gegen Rückstau oder Starkregen?

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Schritt für Schritt: So rüsten Sie eine Rückstauklappe für Abwasser nach

Der nachträgliche Einbau einer Rückstauklappe ist ein direkter Eingriff in das Entwässerungssystem Ihres Hauses und sollte zur Sicherstellung der Funktion sowie aus versicherungsrechtlichen Gründen immer von einem SHK-Fachbetrieb (Sanitär, Heizung, Klima) durchgeführt werden. Ein Profi geht typischerweise in folgenden Schritten vor:

  1. Analyse vor Ort: Der Fachhandwerker prüft zunächst die Gegebenheiten in Ihrem Keller. Wo verläuft die Hauptabwasserleitung (Grundleitung)? Welche Abläufe müssen geschützt werden?
  2. Einbauort festlegen: Idealerweise wird an einem frei zugänglichen, geraden Abschnitt der Abwasserleitung eingebaut. Liegt die Leitung unter der Bodenplatte aus Beton, muss der Boden an der entsprechenden Stelle sorgfältig aufgestemmt werden.
  3. Fachgerechter Einbau: Das Abwasserrohr wird präzise aufgetrennt. Anschließend wird die Rückstauklappe passgenau eingesetzt und absolut wasserdicht in das Rohrsystem integriert. Bei Einbau in die Bodenplatte wird ein kleiner Wartungsschacht erstellt.
  4. Abschlussarbeiten und Prüfung: Nach dem Einbau wird die Bodenplatte professionell mit Beton verschlossen. Abschließend führt der Handwerker eine Funktionsprüfung durch und weist Sie in Bedienung und Wartung des Systems ein.

Nicht vergessen: Die regelmäßige Wartung sichert die Funktion

Eine Rückstauklappe ist kein Bauteil, das man einbaut und dann vergisst. Als Betreiber der Anlage sind Sie für ihre Funktion verantwortlich – eine Pflicht, die auch Ihre Versicherung sehr ernst nimmt. Die Wartung sollte mindestens zweimal pro Jahr erfolgen. Sie kann von einem Fachbetrieb oder nach entsprechender Einweisung vom Hausbesitzer selbst durchgeführt werden. Ein Wartungsprotokoll ist dringend zu empfehlen. Folgende Punkte sind zu prüfen:

  • Reinigung: Öffnen Sie den Wartungsdeckel und entfernen Sie alle Ablagerungen und Fremdkörper.
  • Funktionsprüfung: Prüfen Sie von Hand, ob sich die Verschlussklappe(n) leicht und ohne Widerstand bewegen lassen.
  • Dichtungen kontrollieren: Untersuchen Sie die Dichtflächen auf Beschädigungen.
  • Elektrische Komponenten (bei Typ 3): Testen Sie Motor und Alarm.

Nur eine regelmäßig gewartete Klappe bietet im Ernstfall den Schutz, für den sie angeschafft wurde.

Wann ist eine Abwasserhebeanlage die bessere Lösung?

Eine schematische Darstellung zeigt eine Abwasserhebeanlage, die unter der Bodenplatte eines Hauses installiert ist. Leitungen von Toiletten, Waschbecken und Waschmaschinen im Keller führen in die Anlage. Von dort pumpt eine Pumpe das Abwasser aktiv durch
Wenn auf die Nutzung der Sanitäranlagen im Keller während eines Rückstaus nicht verzichtet werden kann, ist eine Abwasserhebeanlage die richtige Lösung. Sie sammelt das Abwasser und pumpt es aktiv über eine Schleife, die über der Rückstauebene liegt, in den Kanal. So bleibt die Entwässerung auch bei vollem Kanalnetz jederzeit funktionsfähig.
ACO Haustechnik

Eine Rückstauklappe hat eine klare Aufgabe: Sie sperrt die Leitung im Rückstaufall ab. Das bedeutet aber auch: Während der Kanal zurückstaut, können Sie die geschützten Anlagen (z.B. die Kellertoilette) nicht benutzen, da das Abwasser nicht mehr abfließen kann. Wenn auf die Nutzung nicht verzichtet werden kann oder bestimmte bauliche Gegebenheiten vorliegen, ist eine Abwasserhebeanlage die richtige, oft sogar einzig mögliche Lösung.

Im Gegensatz zur Rückstauklappe, die passiv blockiert, arbeitet eine Hebeanlage aktiv. Sie sammelt das anfallende Abwasser in einem Behälter und eine leistungsstarke Pumpe befördert es von dort über eine Druckleitung in einer Schleife bis über die Rückstauebene. Von dort fließt es dann sicher in den Kanal ab. So wird der Rückstau umgangen und die Toiletten und Duschen bleiben jederzeit nutzbar.

Eine Hebeanlage ist in folgenden Fällen oft zwingend erforderlich:

  • Nutzung während des Rückstaus: Wenn sich im Keller eine Einliegerwohnung, ein häufig genutztes Bad oder eine Waschküche befindet, auf deren Nutzung Sie nicht verzichten können.
  • Abläufe unter Kanalniveau: Wenn Ihre Entwässerungspunkte so tief liegen, dass das Abwasser ohnehin nicht mit natürlichem Gefälle in den Kanal fließen kann.
  • Kein Gefälle: Wenn das Abwasserrohr kein ausreichendes Gefälle in Richtung des Kanals aufweist.
Aufgequollenes Parkett bei einem Wasserschaden im Kölnischen Stadtmuseum

Wasserschaden im Haus − was tun?

Ein Wasserschaden im Haus kann erhebliche Folgekosten nach sich ziehen, wenn nicht schnell und richtig gehandelt wird. Um gegenüber der Versicherung einen Wasserschaden geltend zu machen, ist es außerdem wichtig, Beweise des Schadens zu sichern, bevor Sie ans Abpumpen und Abtrocknen gehen. Hier erfahren Sie, wie Sie bei einem Wasserschaden vorgehen sollten »

Wie aufwändig ist die Nachrüstung einer Abwasserhebeanlage?

Die Nachrüstung einer Hebeanlage ist deutlich aufwändiger und teurer als der Einbau einer Rückstauklappe. Die Anlage benötigt mehr Platz, einen Stromanschluss und die Installation der Druckleitung ist komplexer. Oft muss der Sammelbehälter in die Bodenplatte eingelassen werden, was umfangreiche Stemm- und Betonarbeiten erfordert. Auch hier gilt: Die Planung und der Einbau gehören zwingend in die Hände eines SHK-Fachbetriebs.

Fazit: Rückstauklappe nachrüsten – kleine Klappe, große Wirkung

  • Angesichts häufiger Starkregenereignisse ist eine funktionierende Rückstausicherung unerlässlich, um Ihr Eigentum vor teuren Abwasserschäden zu schützen.
  • Die Wahl der richtigen Rückstauklappe – mechanisch für Schmutzwasser (Typ 2) oder motorbetrieben für Fäkalwasser (Typ 3) – ist technisch entscheidend und normativ vorgeschrieben.
  • Muss die Nutzung von Anlagen während eines Rückstaus gewährleistet bleiben, ist eine Abwasserhebeanlage die richtige Lösung.
  • Der Einbau muss durch einen SHK-Fachbetrieb erfolgen, um volle Funktionsfähigkeit, Gewährleistung und vor allem Versicherungsschutz sicherzustellen.
  • Sorgen Sie für eine regelmäßige, mindestens halbjährliche Wartung der Rückstauklappe, um ihre Zuverlässigkeit zu gewährleisten.