Checkliste: Starkregen- und Hochwasserschutz fürs Haus

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Starkregen- und Hochwasserschutz fürs Haus

Foto: BMI Braas

Gebäudeschäden drohen nicht nur bei seltenen, extremen Unwetter-Katastrophen. Auch einzelne lokale Wetterkapriolen besitzen oftmals großes Zerstörungspotenzial. Starkregen zum Beispiel können überall auftreten und werden künftig immer häufiger. Unser Check zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Hab und Gut gegen die Folgen von Starkregen und Hochwasser schützen können.

Starke Niederschläge bedrohen zunächst Außenbauteile wie Dach, Balkone, Fenster oder Terrassentüren. Doch ebenso gefährlich ist es, wenn Boden oder Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können. Sie fließen unkontrolliert oberflächlich ab und bedrohen das Haus dann auch am Sockel und von unten über den Keller. Unser Rundum-Check umfasst deshalb zahlreiche Prüfungen und Vorkehrungen rund ums Haus.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Check: Hochwasserschutz in Ihrer Umgebung
  2. Ist Ihr Keller gegen Hochwasser nach Starkregen geschützt?
  3. Hochwasserschutz fürs Haus: Abwasseranschlüsse prüfen
  4. Ist Ihr Dach vor Starkregen geschützt?
  5. Terrassen und Balkone vor Starkregen schützen
  6. Welche Versicherung zahlt bei Hochwasserschäden?

1. Check: Hochwasserschutz in Ihrer Umgebung

Hanglage Hochwasserschutz Kellerfenster
Eine Hanglage bietet viele Vorteile – doch das Gelände am Haus sollte so gestaltet werden, dass Wasser nicht zum Haus hin-, sondern vom Haus weggeleitet wird.
Knecht Kellerbau

Prüfen Sie bereits im Vorfeld die Umgebung Ihres Grundstück und ob Ihre Gemeinde Vorkehrungen gegen Hochwasser getroffen hat.

  • Wie ist die Topografie des Grundstücks und der Umgebung? In einen Hang hinein gebaute Häuser oder Gebäude mit angeböschten Untergeschossen bergen ein höheres Gefährdungspotenzial.
  • Gibt es Bäche – sowohl solche, die in ihrem natürlichen Bett fließen als auch verdohlte?
  • Gibt es Abflussrinnen, die vielleicht im Normalfall gar kein Wasser führen, aber bei Starkregen zum Wassersammler werden?
  • Wie ist der Regenwasserabfluss im Bau- oder Wohngebiet geregelt? Gibt es Sammeleinrichtungen, Überschwemmungsflächen oder Rückhaltebecken, die den Abfluss bei starken Niederschlägen verzögern?
  • Gibt es bei der Kommune Hochwasserpläne?
  • Gab es in der Vergangenheit Hochwasser?

Auskunft können Nachbarn, Alteingesessene, das Bauamt oder der Abwasserzweckverband geben.

2. Ist Ihr Keller gegen Hochwasser nach Starkregen geschützt?

Bei einem Hochwasser ist der Keller als erstes überschwemmt. Der Hochwasserschutz des Kellers ist deshalb besonders wichtig. Prüfen Sie den Hochwasserschutz Ihres Hauses:

  • Haben die Kellerabgänge außen am tiefsten Punkt einen Ablauf?
  • Gibt es eine Stau-Schwelle beim Außenzugang zum Keller?
  • Sind die Kellerfenster bzw. Lichtschächte durch Abdeckungen oder Klappen vor Schlagregen und über Abläufe vor drückendem Wasser geschützt?
  • Im Rahmen einer Modernisierung können wasserdichten Kellertüren und -fenster eingebaut werden.
  • Sind alle Abläufe frei von Schmutz? Regelmäßig prüfen und durchspülen!
  • Für Bauherren: Sofern es der Bebauungsplan zulässt, können Sie die Kellerfenster über der Erdoberfläche einplanen. Ein klassischer Gebäudesockel, wie er lange Zeit üblich war, schützt das Erdgeschoss („Hochparterre“). Nachteil: Die Zugänge zum Haus sind dann nicht barrierefrei.
  • Wichtig ist eine rund ums Haus laufende Drainage. Diese bis zur Kellersohle oder Fundamentplatte reichende Kiesschüttung ist bei neueren Häusern die Regel, bei Altbauten die Ausnahme. Unter der Kiesschicht leitet ein perforiertes Drainrohr oder eine Sickergrube das Wasser kontrolliert in tiefere Schichten ab. Über einen Revisionsschacht kann das Drainrohr durchgespült werden.
Hochwasser Haus schwimmt Hochwasserschutz am haus
Hochwasser? Das Haus schwimmt! Perfekt wasserdichte Untergeschosse lassen ein Haus sogar schwimmen – wie dieses Experiment eindrucksvoll zeigt.
Glatthaar

3. Hochwasserschutz fürs Haus: Abwasseranschlüsse prüfen

Der nächste Kontrollschritt beim Hochwasserschutz des Hauses betrifft die Hausanschlüsse an die Kanalisation. Denn wenn das Regenwasser schnell abläuft, kann es zur Überlastung im öffentlichen Kanalnetz kommen. Zum einen kann es über den Austritt aus den Dohlen im öffentlichen Raum zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen, wobei sich Öl und andere Verschmutzungen dazumischen.

Zum anderen kommt es zum Rückstau in die Leitungen der angeschlossenen Haushalte. Da Regenwasser und Hausabwasser in einem Kanal angeführt wird, betrifft der Rückstau alle Zapfstellen im Haus, an denen Wasser abläuft: Badewanne, Dusche, WC, Waschbecken und Waschmaschine. Je nach Höhenunterschied und Rückstaudruck sind nicht nur Keller- und Erdgeschoss, sondern im schlimmsten Fall sogar höher liegende Zapfstellen betroffen.

Vorkehrungen gegen Rückstau

Hier kommen Tipps zum Hochwasserschutz Ihres Hauses nach starken Niederschlägen:

  • Im Haus hilft eine Rückstauklappe. Sie kann – auch nachträglich – dort angebracht werden, wo im Haus die Abwasserleitungen zur gemeinsamen Abführung in den öffentlichen Kanal zusammengeführt sind.
  • Prüfen Sie, ob es eine zentrale Ableitung für alles – auch für das Fäkalabwasser – gibt oder ob es getrennte Systeme gibt. Je nach Leitungsart und -querschnitt gibt es unterschiedliche Rückstauverschlüsse.
  • Auf dem Grundstück ist – vor dem Eintritt ins öffentliche Kanalnetz – ein Kontrollschacht für die Hausentwässerung vorgeschrieben. Ebenso Vorschrift ist nach Angaben der Verbraucherzentrale dessen Kontrolle durch den Eigentümer: Kann das Wasser frei abfließen? Heben Sie den Schachtdeckel hoch und schauen Sie nach. Kleinere Verschmutzungen können Sie selbst beseitigen. Für alles Weitere sollten Sie eine Fachfirma zu Rate ziehen.
Hochwasserschutz wasserdichter Keller bei starkregen
Kellerwände aus wasserdichtem Beton („weiße Wanne“) sowie eine Drainage rund ums Haus bis zur Kellersohle sind bei Neubauten die beste Vorsorge vor Wasserschäden.
Knecht Kellerbau

Hochwasserschutz des Kellers

Feuchte Wände oder gar Wasser im Keller sind für jeden Bauherren ein Albtraum. Umso wichtiger ist es, die Kellerabdichtung gründlich zu planen, denn Fehler lassen sich hier später kaum noch korrigieren. Eine weiße Wanne ist die sichere, aber auch die teurere Variante. Mehr zur Kellerabdichtung: Weiße oder schwarze Wanne? »

4. Ist Ihr Dach vor Starkregen geschützt?

Dach gegen Schäden schützen bei Starkregen
Alles dicht? Eindeckung und Dachflächenfenster müssen bei Starkregen einiges aushalten.
Velux

Bei Starkregen kommt die Gefahr von oben. Deshalb ist es wichtig, dass auch Ihr Dach gut geschützt ist.

  • Flachdächer sind besonders gefährdet. Ein begrüntes Dach verlangsamt den Abfluss von Regenwasser und schützt damit vor Überschwemmungen ums Haus herum. Je steiler und glatter das Dach, desto schneller fließt das Wasser über die Regenrinnen in die Kanalisation ab.
  • Dacheindeckung prüfen! Die Verbraucherzentrale empfiehlt, von der Straße oder vom Garten aus mit dem Fernglas regelmäßig den Sitz der Dacheindeckung zu kontrollieren. Je nach Eindeckung sind auch kleinflächige Reparaturen problemlos möglich. Vorsicht: Dacharbeiten sind Profisache!Flachdächer sind besonders gefährdet. Ein begrüntes Dach verlangsamt den Abfluss von Regenwasser und schützt damit vor Überschwemmungen ums Haus herum.Je steiler und glatter das Dach, desto schneller fließt das Wasser über die Regenrinnen in die Kanalisation ab.
  • Bei dieser Gelegenheit kann der Dachdecker an anfälligen Bereichen auch Sturmklammern nachrüsten, die der Eindeckung mehr Stabilität verleihen.
  • Dachrinnen und Fallrohre reinigen (lassen)! Ein häufiges Manko, zumal in schlecht einsehbaren Bereichen, sind verschmutzte Dachrinnen und in der Folge verstopfte Fallrohre. Folgen des unkontrolliert ablaufenden Wassers können Schäden an der Fassade, Stauwasser am Gebäudesockel oder auch das Eindringen von Regenwasser in die Dachkonstruktion sein.
  • Laubfanggitter helfen, solche Schäden zu vermeiden. Eine gute Vorsorge, wenn Laubbäume übers Dach ragen.
  • Alte Dachflächenfenster sind oft nicht so regendicht, wie sie sein sollten. Wenn Sie Spuren eindringenden Regenwassers sehen – am besten gleich abdichten oder austauschen!
  • Beim Einbau neuer Dachfenster können Regen- und Windsensoren integriert werden, mit deren Hilfe das Fenster automatisch schließt.
  • Auch außen liegende Rollläden lassen sich auf diese Weise als zusätzliche Regen-Schutzschicht automatisch schließen.

Mehr Tipps: So schützen Sie Ihr Dach

Stürme, Starkregen und Schnee setzen dem Dach zu. Undichte Stellen können zu Schäden führen − außerdem geht unnötig Energie verloren. Lesen Sie, wie Sie Ihr Dach schützen können: Dach-Check: So vermeiden Sie Dachschäden »

Besonders kritisch: Flachdächer

Sicherheitsglas bei Flachdach Fenster
Sicherheitsglas, dichter und aus dem Flachdach auskragender Einbau: Auch Flachdächer können Tageslicht von oben bekommen und dabei gut gegen Starkregen geschützt sein.
Velux

Die Verbraucherzentrale rät: „Flachdächer, die nicht zur Aufnahme und Zwischenspeicherung von Wasser konstruiert sind, wie etwa Gründächer, sollten Wasser immer möglichst schnell abführen.“ Läuft das Wasser bei einem Starkregen nicht schnell genug vom Flachdach ab, kann die schwere Last zu statischen Problemen und großen Schäden führen!

Darauf sollten Sie achten:

  • Hat Ihr Flachdach ein leichtes Gefälle? Am tiefsten Punkt muss die Entwässerung groß genug ausgeführt sein, um die Wassermenge rasch abzuführen. Manche älteren Gebäude erfüllen die heute hierfür gültigen Normen nicht.
  • Flachdächer sollten – ähnlich wie auch Balkone oder Loggien – immer einen Notüberlauf besitzen. In der Regel reicht eine Rohrdurchführung, die ein wenig höher liegt als der Regelauslauf.
  • Gründächer sind dagegen als zeitweiser Wasserspeicher ausgelegt. Je nach Höhe der Substratschicht und nach der Art des Bewuchses muss dies natürlich statisch berücksichtigt werden. Das ist Profisache! Auch Gründächer müssen mit Entwässerungssystemen und Notüberläufen vor Überbelastungen bei Starkregen geschützt werden – inklusive Schutzsieben, da ja immer auch Substrat mit weggespült wird. Diese regelmäßig kontrollieren!
  • Ignorieren Sie beim Starkregen-Check nicht die Vordächer, Garagen- oder Carportdächer und Terrassenüberdachungen! Für diese Flächen gelten dieselben „Spielregeln“ wie für alle Dachflächen: sichere und saubere Wasserabführung, ob ins Kanalnetz oder in den Garten, Vermeiden von Stauflächen am Boden.
  • Gibt es keinen Anschluss ans öffentliche Entwässerungsnetz, kann eine Drainage wie z. B. eine Kies-Sickergrube oder auch ein Regenfass helfen.

Dachbegrünung als effektiver Schutz vor Starkregen

Je nach Bauart, kann eine Dachbegrünung 50 bis 90 Prozent der Niederschläge auf den Dachflächen zurückhalten. Außerdem halten sie länger, bieten einen guten Wärme- und Hitzeschutz und wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Hier erfahren Sie alles zum Aufbau eines Gründachs »

Gründach als Schutz gegen Starkregen
Begrünte Dächer puffern Niederschlagswasser und leiten es mit Verzögerung ab – ein Vorteil bei heftigen Regenfällen.
Bundesverband GebäudeGrün

Tipps zur Flachdachsanierung

Ihr Flachdach ist undicht? Hier erfahren Sie, welche Flachdachsanierung für Ihr Haus die richtige ist. Flachdächer richtig dämmen und abdichten »

5. Terrassen und Balkone vor Starkregen schützen

Auch an Terrassen und Balkonen kann Wasser ins Haus eindringen. Überprüfen Sie:

  • Haben Terrassen- und Balkonflächen kein Gefälle vom Haus weg und zudem einen nahezu schwellenlosen Zugang ins Haus? Dann muss je nach Situation ein Wassereintrittsschutz an den Türen eingerichtet werden. Das können Wasserauffangrinnen mit Trittgitter sein oder – bei Balkonen – eine umlaufende Rinne mit einem Wasserspeier.
  • Eine Balkon- oder Terrassenmodernisierung kann mit dem Aufbringen eines neuen Estrichs mit leichtem Gefälle vom Haus weg verbunden werden.
  • Als Notmaßnahme empfiehlt die Verbraucherzentrale im Übrigen einen gut gefüllten Sandsack, der bei einem Starkregen vor die Balkon- oder Terrassentür gelegt werden kann.
Schwellenfreie Übergänge zur Terrasse bei Schlagregen hochwasserschutz haus
Schwellenfreie Übergänge zur Terrasse sind bei Schlagregen besonders gefährdete Zonen. Hier sind ausgefeilte Entwässerungssysteme gefragt.
Abbildung Gutjahr

Welche Versicherung zahlt bei Hochwasserschäden?

Nicht zuletzt ist es wichtig, möglichen Unwetterschäden auch in finanzieller Hinsicht vorzubeugen:

  • Die Wohngebäudeversicherung sichert üblicherweise Schäden ab, die durch Feuer, Hagel, Sturm und Leitungswasser entstehen – nicht aber Schäden durch Überschwemmungen. Auch Hausratversicherungen schließen häufig Schäden am Hausrat aus, die durch Überschwemmungen entstehen.
  • Wer sich gegen die finanziellen Folgen von Hochwasser und Überschwemmungen absichern will, benötigt deshalb eine Elementarschadenversicherung. Auch hier gibt es Versicherungen fürs Wohngebäude sowie den Hausrat.

Die Verbraucherzentrale rät in ihrem Unwetter Gebäude-Check dringend zum Abschluss einer solchen Versicherung: „Jedem Immobilieneigentümer und jeder Immobilieneigentümerin muss klar sein, dass er oder sie ohne eine Elementarschadenversicherung – zumindest für das Bauwerk – die Kontrolle über wesentliche Vermögenswerte verloren hat.“

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