Das Haus energetisch sanieren: So sollten Sie vorgehen
Energetisch sanieren mit Erfolg
Eine energetische Sanierung senkt die Heizkosten spürbar und steigert den Wert des Eigenheims. Doch wie und in welcher Reihenfolge gehe ich am besten vor? Sollte ich erstmal eine effizientere Heizung einbauen? Oder mir die Fenster vornehmen?
Viele dieser Fragen lassen sich schon mit einer Energieberatung beantworten. Letztlich hängt es aber vom Zustand Ihres Hauses, Ihren Wünschen und finanziellen Möglichkeiten ab, welche Maßnahmen als erstes angegangen werden sollen.
Hier erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie bei einer energetischen Sanierung am besten vorgehen und welche Maßnahmen sich sinnvoll kombinieren lassen.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Planungsphase: Energieberatung als Grundlage
Bevor Sie die energetische Sanierung Ihres Eigenheims in Angriff nehmen, sollten Sie zunächst ein durchdachtes Konzept entwickeln lassen. Ein preisgünstiger erster Schritt auf dem Weg zum „Sanierungs-Masterplan” sind Energieberatungen. Diese gibt es schon für einige Hundert Euro.
Was bringt mir eine Energieberatung?
Anders als bei der Beratung durch einen Fachhandwerker ist die Energieberatung immer neutral und produktunabhängig. Sie deckt energetische Schwachstellen Ihres Hauses auf und zeigt, welche Maßnahmen sich bei einer energetischen Sanierung wirklich lohnen.
Der Staat bezuschusst Energieberatungen aktuell mit bis zu 50 Prozent der Kosten.
Tipp: In diesem Artikel informieren wir zu Ablauf und Kosten einer Energieberatung und geben Tipps, wie Sie Energieberater in Ihrer Nähe finden können.
Am Ende des Beratungsprozesses halten Sie ein Sanierungsgutachten und einen individuellen Sanierungsfahrplan in Ihren Händen und können sich damit gut vorbereitet an Ihr Sanierungsprojekt machen. Wird später eine Sanierungsmaßnahme umgesetzt, die in diesem „Strategiepapier“ benannt ist, wird das vom Staat in den meisten Fällen mit einem zusätzlichen iSFP-Bonus in Höhe von 5% belohnt.
Persönliche Bestandsaufnahme
Abgesehen von den eher technischen Aspekten ist es auch sinnvoll, die folgenden Fragen vor dem Sanierungsprojekt zu klären:
- Welche Ziele möchte ich erreichen? Möchte ich nur Heizkosten sparen oder auch den Wohnkomfort verbessern?
- Wie viel Geld will ich ausgeben?
- Wie viel Zeit will ich mir nehmen?
- Wie viel Dreck bin ich bereit zu ertragen?
- Welche Bauteile des Hauses müssen ohnehin erneuert werden (z.B. neue Fußböden, neue Dacheindeckung)?
- Über welche Verbesserung, die durch das Projekt erzielt werden soll, freue ich mich am meisten?
Serielles Sanieren: Revolution in der Gebäudesanierung?
Beim seriellen Sanieren wird die aufwändige Kleinarbeit vor Ort auf der Baustelle ersetzt durch die industrielle Vorfertigung passgenauer Bauteile. So können alte Häuser noch schneller, effektiver und kostengünstiger auf einen guten energetischen Standard gebracht werden. Hier erklären wir, wie serielles Sanieren funktioniert »
Dämmung des Hauses: Optimaler Start in die energetische Sanierung
In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, zunächst Dämmmaßnahmen durchzuführen und erst in einem der nachfolgenden Schritte eine neue Heizungsanlage anzuschaffen. Der Grund: Die Heizungsanlage kann dann kleiner dimensioniert werden − angepasst an den neuen Ist-Zustand des Hauses.
Die Reihenfolge erfolgt dabei in der Regel „von oben nach unten“:
- Dachdämmung (bzw. Dämmung der obersten Geschossdecke)
- Fenstertausch und Fassadendämmung
- Dämmung der Kellerdecke
Dachdämmung
Bei einem ungedämmten Dach geht bis zu 30 Prozent der Heizwärme verloren. Eine nachträgliche Dachdämmung hilft daher enorm, Energiekosten zu sparen. Sie ist eine der wichtigsten energetischen Sanierungsmaßnahmen.
Welche Dachdämmung ist die richtige für mein Haus?
Das hängt von der Bauweise des Dachstuhls ab. Es gibt drei Möglichkeiten der Dachdämmung: Die Aufsparrendämmung, die Zwischensparrendämmung und die Untersparrendämmung. In unserem Artikel vergleichen wir die drei Systeme: Dachdämmung von außen oder innen? »
Wann das Dach dämmen, wann die oberste Geschossdecke?
- Eine Dachdämmung ist sinnvoll, wenn Sie unter dem Dach beheizte Wohnräume haben.
- Wenn der Dachraum nicht beheizt wird, ist die Dämmung der obersten Geschossdecke sinnvoll, um die darunterliegenden Wohnräume gegen Kälte von oben zu schützen und somit Heizenergie zu sparen. Diese Maßnahme gehört auch zu den Sanierungspflichten des GEG »
Umgekehrt heißt das: Beides brauchen Sie nicht machen, sondern nur eine der beiden Dämmvarianten.
Tipp: Dachdämmung und Solarenergie kombinieren
Wenn Sie schon Arbeiten am Dach durchführen, bietet sich die Installation einer Solaranlage an. Das spart Kosten für den Gerüstaufbau (mit rund 1.000 Euro muss man rechnen) und auch die notwendigen Elektroleitungen können unkompliziert verlegt werden.
- Eine Solarthermieanlage kann die Warmwasserbereitung übernehmen. Sie kostet ca. 5.000−10.000 Euro. In unserem Artikel erfahren Sie, ob sich Solarthermie für Ihr Haus lohnt »
- Eine Photovoltaikanlage kann zur Stromerzeugung genutzt werden. Sie kostet ca. 15.000 Euro (für eine 10-kW-Anlage), ohne Speicher. In unserem Artikel erfahren Sie mehr darüber, ob sich Photovoltaik für Ihr Haus lohnt »
Anleitung: Dachdämmung selber machen
Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Dachdämmung selber anbringen: von der Zwischensparrendämmung über das Verlegen der Dampfbremse bis hin zur Untersparrendämmung. Hier geht's zu unserer Anleitung: Dachdämmung selber machen »
In diesem Artikel erklären wie die Unterschiede zwischen den drei Dachdämmmethoden: Dachdämmung von außen oder innen?
Neue Fenster und Fassadendämmung − am besten im Doppelpack!
Bis zu 25 Prozent der Heizwärme gehen über schlechte gedämmte Wände und Fenster verloren. Es lohnt sich also, Geld für die energetische Sanierung in die Hand zu nehmen. Rechnen Sie mit Kosten von bis zu 15.000 Euro für den kompletten Fenstertausch bei einem Einfamilienhaus sowie 20.000 Euro für die nachträgliche Dämmung der Außenwände.
Wenn sowohl Fenster als auch Fassade energetisch saniert werden sollen, sollten Sie beide Sanierungsschritte aufeinander abstimmen und miteinander verknüpfen.
Das hat mehrere Vorteile:
- Eine lückenlose Dämmung ist gewährleistet, auch am energetisch sensiblen Übergang zwischen Fenstern und Fassade. Feuchteschäden und Kältebrücken werden vermieden.
- Die neuen Fenster können bündig mit dem Mauerwerk in die Dämmebene der Fassade eingebaut werden.
- Verputzarbeiten, die beim Einbau neuer Fenster anfallen, können gleich in einem Arbeitsgang erledigt werden.
- Sie streichen höhere Fördergelder ein. Wenn Sie etwa die alten Fenster gegen Dreifach-Verglasung austauschen und dafür Fördergelder nutzen möchten, geht das nur in Kombination mit einer Fassadendämmung.
Welche Fassadendämmung ist die richtige für mein Haus?
Besonders beliebt ist das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), weil es gute Dämmeigenschaften hat und einfach zu verarbeiten ist. Auch die hinterlüftete Vorhangfassade oder das Verblendmauerwerk mit Kerndämmung ist möglich, in Ausnahmefällen sogar die Dämmung von innen. In unserem Artikel stellen wir die drei wichtigsten Fassadendämmsysteme vor »
Unser Tipp: Nutzen Sie die Erneuerung von Fenstern und Fassade, um gleichzeitig mehr Licht ins Haus zu bringen. So ist beispielsweise die Verlängerung von normalen zu bodentiefen Fenstern, statisch gesehen, unbedenklich und kann bei einer Sanierungsmaßnahme einfach mitgenommen werden, bei nur geringen Zusatzkosten.
Machen Sie den Fenster-Check!
Mit unserer Checkliste Fenstertausch können Sie anhand eines Fragenkatalogs leicht feststellen, auf welchem energetischen Stand Ihre Fenster sind.
Unsere Checkliste hilft auch bei der Vorbereitung des Gesprächs mit dem Fachhandwerker.
Dämmung der Kellerdecke
Die Dämmung der Kellerdecke komplettiert das Dämmpaket des Hauses. Sie verhindert kalte Füße und hat bei Fußbodenheizungen den Vorteil, dass sich die Vorlauftemperatur reduzieren lässt. Und: Sie ist sehr preisgünstig: Die Materialkosten betragen im Selbstbau nur etwa 30 Euro pro Quadratmeter, mit Fachbetrieb ca. 60 Euro pro Quadratmeter.
Kellerdämmung selber durchführen
Ähnlich wie die oberste Geschossdecke lässt sich auch die Dämmung der Kellerdecke vergleichsweise leicht in Eigenregie durchführen. Geringe Kosten – große Wirkung! In unserem Artikel zeigen wir, wie Sie die Kellerdecke nachträglich selber dämmen »
Neue Heizungsanlage: Am besten mit erneuerbaren Energien
Ist das Haus gedämmt, sinkt der Energiebedarf. Die Heizungsanlage kann somit kleiner (und preisgünstiger) ausfallen, idealerweise in Kombination mit erneuerbarer Energien, wie beispielsweise Solarthermie. Solarthermie lässt sich auch sehr gut mit bestehenden Heizsystemen ergänzen, etwa einer Pellet- oder Gasheizung. Das hilft, sich von steigenden Energiepreisen unabhängig(er) zu machen.
Welches Heizsystem ist das richtige für ältere Häuser?
Wärmepumpe, Pelletheizung oder Hybridsystem − welche Heizung ist im Altbau sinnvoll? In unserem Artikel vergleichen wir gängigen Heizsysteme mit Blick auf Ihre Eignung für Altbauten, in denen häufig noch Öl- oder Gasheizungen verbaut sind.
Hier stellen wir die sinnvollsten Heizungsalternativen im Altbau vor »
Achtung, Austauschpflicht für alte Kessel!
Wichtig zu wissen: Wenn Ihre Heizung älter als 30 Jahre ist, sind Sie sogar gesetzlich dazu verpflichtet, sie auszutauschen. Stand 2023 müssen Sie Ihre alte Gas- oder Ölheizung austauschen, wenn das Baujahr 1993 und älter ist (bis auf wenige Ausnahmen).
In unserem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zur Austauschpflicht für alte Öl- und Gasheizungen »
Nutzen Sie staatliche Fördergelder
Energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden werden vom Staat stark gefördert. So sind beispielsweise bis zu 70 Prozent Zuschuss beim Einbau einer klimafreundlichen Heizanlage möglich.
Kostenloses E-Book "Energetisch sanieren mit Plan"
Die Wüstenrot Bausparkasse stellt auf ihrer Website einen kostenlosen Ratgeber zum energetischen Sanieren » zum Download bereit (grüner Kasten). Das E-Book gibt einen aktuellen Überblick über die gesetzlichen Regelungen, Sanierungspflichten und Fördergelder.
Was generell bei jeder energetischen Sanierung wichtig ist: Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung, mindestens ein Jahr im Voraus. Denn nicht nur Energieberater, sondern auch Fachhandwerker und staatliche Förderbanken sind zurzeit stark ausgelastet und benötigen eine gewisse Vorlaufzeit. Zudem sollten Sie genügend Zeit einplanen, um in Ruhe Ihre Entscheidungen treffen zu können. Je besser Sie Ihre energetische Sanierung planen, desto bessere Ergebnisse werden Sie bei der energetischen Sanierung Ihres Eigenheims erzielen.
Stand: August 2024
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