Teppich reinigen − mit einfachen Hausmitteln

Eine Hand mit einem Holzlöffel streut weißes Natronpulver auf einen braunen Fleck auf einem grauen Teppich. Im Hintergrund sind ein Glasbehälter mit Natron, eine halbe Zitrone und eine kleine Bürste zu sehen. Die Szene illustriert die Verwendung von Hausm

Profi-Tipps für jeden Fleck

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Ein Teppich macht den Raum erst richtig gemütlich, doch im Alltag muss er einiges aushalten. Ob Kaffeeflecken oder Spuren von Straßenschuhen – Flecken und Grauschleier sind fast unvermeidlich.

Die gute Nachricht: Den Teppich reinigen mit Hausmitteln ist eine effektive, günstige und umweltschonende Alternative zu chemischen Keulen. Ihr eigener Haushalt bietet ein ganzes Arsenal an bewährten Mitteln, um Ihren Teppich wieder zum Strahlen zu bringen. Wir zeigen Ihnen die Grundlagen und verraten die besten Experten-Tricks, die Sie so vielleicht noch nicht kannten.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Die goldene Regel vor jeder Reinigung: der Material- und Farbtest
  2. Nicht jedes Mittel für jeden Teppich: kurze Materialkunde
  3. Die besten Hausmittel in der Anwendung: Schritt für Schritt erklärt
  4. SOS-Tipps: Schnelle Hilfe bei typischen Flecken
  5. Spezialfälle und Geheimwaffen: Tipps für Fortgeschrittene
  6. Fazit: Teppich mit Hausmitteln reinigen – und der Teppich wird wieder wie neu

Die goldene Regel vor jeder Reinigung: der Material- und Farbtest

Dieser Schritt ist nicht verzichtbar und der wichtigste Rat, den Profis geben: Immer zuerst testen! Denn jeder Teppich reagiert anders. Suchen Sie sich eine unauffällige Stelle – unter dem Sofa, hinter einem Schrank – und führen Sie dort einen Farb- und Materialtest durch.

Geben Sie eine winzige Menge des Hausmittels auf die Stelle und tupfen Sie es nach kurzer Einwirkzeit mit einem sauberen weißen Tuch ab. Blutet die Farbe aus oder verändert sich die Faserstruktur, ist das Mittel ungeeignet. Dieser 5‑Minuten‑Test kann Sie vor einem Totalschaden bewahren.

Nicht jedes Mittel für jeden Teppich: kurze Materialkunde

Eine hochwinkelige Aufnahme zeigt eine Person, die in weißer Kleidung auf einem braunen Ledersofa liegt und ein Glas Wein hält. Auf dem hellen Boden liegt ein großer, naturfarbener Teppich in Kuhfelloptik. Die Szene unterstreicht, wie wichtig das Wissen u
Die Wahl des richtigen Reinigungsmittels hängt stark vom Material ab. Naturfasern wie Seide, Viskose, Sisal oder Jute sind hochempfindlich und benötigen oft eine professionelle Reinigung, da sie anfällig für Wasserflecken oder Verfärbungen sind.
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Um die richtige Reinigungsmethode zu wählen, müssen Sie wissen, worauf Sie da eigentlich treten:

Robuste Synthetik-Teppiche

Modelle aus Polypropylen, Polyester oder Polyamid sind die Arbeitstiere unter den Teppichen. Ihre Fasern sind unempfindlich und nehmen kaum Feuchtigkeit auf, was die Reinigung enorm erleichtert. Hier können Sie die meisten Hausmittel wie Essig-Wasser-Lösungen oder Natron-Pasten meist gut anwenden, sofern der Vortest positiv ausfällt.

Empfindliche Wollteppiche

Wolle ist eine Naturfaser mit einer fantastischen, selbstreinigenden Eigenschaft, die dem natürlichen Wollfett (Lanolin) zu verdanken ist. Behandeln Sie sie sanft! Zu heißes Wasser und starkes Schrubben sind absolut tabu, da die Wolle sonst verfilzt und ihre Struktur zerstört wird. Tupfen ist hier die einzig richtige Bewegung.

Hochempfindliche Naturfaser-Teppiche (Seide, Viskose, Sisal, Jute)

Hier ist höchste Vorsicht geboten. Seide und Viskose sind extrem anfällig für Wasserflecken. Sisal und Jute können sich bei zu viel Feuchtigkeit wellen oder bräunlich verfärben. Bei diesen edlen Stücken ist die professionelle Reinigung fast immer die klügere und sicherere Wahl.

Wann der Profi ran muss: die professionelle Teppichreinigung

Manchmal ist die beste Methode, die Arbeit einem Fachmann zu überlassen. Doch wann ist dieser Punkt erreicht und wie läuft das ab?

Wann ist es sinnvoll?

  • Bei sehr wertvollen Teppichen (z. B. Orient-, Seiden- oder Designerteppiche).
  • Bei extrem empfindlichen Materialien wie Seide, Viskose oder Jute.
  • Bei sehr alten, hartnäckigen oder großflächigen Flecken, die allen Hausmitteln widerstehen.
  • Aus hygienischen Gründen, z. B. bei starken Allergien oder nach einem Wasserschaden.

Was macht der Profi?

In der Regel wird Ihr Teppich abgeholt und in einer spezialisierten Teppichwäscherei behandelt. Dort durchläuft er mehrere Stufen: Eine Klopfmaschine entfernt tief sitzenden Staub, Flecken werden manuell vorbehandelt und anschließend wird der Teppich mit auf das Material abgestimmten, rückfettenden Waschmitteln schonend gewaschen. Die Trocknung findet in einer kontrollierten Klimakammer statt, um ein Verziehen oder Schrumpfen zu verhindern.

Was kostet das?

Die Kosten variieren stark je nach Material und Aufwand. Rechnen Sie mit Preisen zwischen 20 und 40 Euro pro Quadratmeter. Bei Seide oder besonderen Problemfällen kann es teurer werden. Holen Sie sich immer mehrere Angebote von zertifizierten Betrieben ein.

Wie gehen Sie vor?

Suchen Sie nach einer lokalen Teppichreinigung, lassen Sie sich beraten und vereinbaren Sie einen Abholtermin. Ein seriöser Anbieter wird Sie immer zuerst nach dem Material und dem Alter des Teppichs fragen.

Die besten Hausmittel in der Anwendung: Schritt für Schritt erklärt

Eine Nahaufnahme zeigt Hände in leuchtend gelben Gummihandschuhen, die eine Sprühflasche und eine kleine grüne Bürste auf einem grauen, hochflorigen Teppich halten. Eine Person bürstet sanft eine Reinigungsflüssigkeit in die Fasern ein.
Auch bei Hausmitteln gilt: Denken Sie an den Faserschutz. Bei der Behandlung von Flecken sollten Sie das Mittel immer sanft einarbeiten und die Fasern nicht durch zu starkes Schrubben beschädigen. Bei Wollteppichen ist Tupfen die einzig richtige Bewegung.
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Haben Sie Material und Farbe erfolgreich getestet? Dann kann es losgehen.

Der Alleskönner: Teppich reinigen mit Natron

Natron ist der Superstar unter den Hausmitteln: Es neutralisiert Gerüche, bindet Schmutz und ist schonend zur Faser.

Trockenreinigung zur Geruchsbeseitigung

Streuen Sie großzügig Natronpulver auf die gesamte Fläche. Für einen angenehmen Duft können Sie das Pulver vorher mit ein paar Tropfen ätherischem Öl (z. B. Lavendel) mischen. Arbeiten Sie es mit einer weichen Bürste leicht ein und lassen Sie es mehrere Stunden, am besten über Nacht, einwirken. Anschließend gründlich absaugen.

Feuchtreinigung zur Fleckenentfernung

Mischen Sie aus Natron und etwas Wasser eine zähe Paste. Tragen Sie diese auf den Fleck auf, lassen Sie sie trocknen und saugen Sie die Reste ab.

Extra-Tipp aus der Redaktion

Natron und sein naher Verwandter, das Backpulver, sind wahre Alleskönner im Haushalt. Sie eignen sich nicht nur für Teppiche, sondern auch zum Reinigen von Fugen, Backöfen und vielem mehr. Neugierig geworden? Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber: Putzen mit Backpulver und Natron »

Teppich großflächig reinigen: Hausmittel gegen Grauschleier

Die Essigwasser-Methode zur Farbauffrischung

Mischen Sie klaren Haushaltsessig oder Essigessenz mit Wasser im Verhältnis 1:4 bis 1:10 (Essig:Wasser). Füllen Sie die Lösung in eine Sprühflasche und nebeln Sie den Teppich damit nur leicht ein. Anschließend mit einem sauberen, feuchten Tuch in Faserrichtung abreiben. Der Essig löst den Schmutzfilm, die Farben leuchten wieder, und der Geruch verfliegt beim Trocknen. Bei Wolle oder empfindlichen Fasern kann Essigsäure jedoch das Lanolin angreifen oder Farben ausbleichen. Empfohlen ist es also nur für farbechte Synthetikteppiche.

Der Rasierschaum-Trick

Ein oft unterschätzter Helfer: Rasierschaum enthält Tenside/Seife (oft Kaliumseife), die Schmutz lösen. Sprühen Sie einfachen weißen Rasierschaum (kein Gel, keine Farbstoffe) auf den Fleck, massieren Sie ihn sanft ein und lassen Sie ihn länger einwirken (mindestens 30 Minuten, besser 1–2 Stunden). Tupfen Sie anschließend die Reste mit einem Tuch und klarem Wasser ab. Funktioniert oft erstaunlich gut bei vielen gängigen Flecken.

Eine Frau in einem modernen Wohnzimmer bedient ein Sprühextraktionsgerät (Waschsauger) auf einem großen, hellen Teppich. Die Maschine sprüht Wasser und Reinigungsmittel in den Teppichflor und saugt den Schmutz sofort wieder auf.
Für eine tief sitzende, großflächige Grundreinigung können Sie ein professionelles Sprühextraktionsgerät mieten. Diese Geräte sind oft in Baumärkten und einigen Drogeriemärkten erhältlich.
Kärcher

Für die Grundreinigung: Teppichreiniger selber mieten

Wenn Hausmittel bei einer tief sitzenden, großflächigen Verschmutzung nicht mehr ausreichen, Sie die Reinigung aber selbst durchführen möchten, ist ein professionelles Leihgerät die perfekte Lösung.

Was für Geräte gibt es?

Am gängigsten sind Sprühextraktionsgeräte, oft auch Waschsauger. Diese Maschinen sprühen unter Druck eine Mischung aus Wasser und Reinigungsmittel in den Teppichflor und saugen den angelösten Schmutz im selben Arbeitsgang direkt wieder auf.

Wo kann man sie mieten?

Solche Geräte können Sie für eine geringe Tagesgebühr in vielen Baumärkten und sogar in einigen Drogeriemärkten mieten. Das passende Reinigungskonzentrat wird meist direkt mitverkauft.

Wie funktioniert das Verfahren?

  1. Gründlich vorsaugen: Entfernen Sie allen losen Schmutz mit einem normalen Staubsauger.
  2. Gerät vorbereiten: Füllen Sie Wasser und das empfohlene Reinigungsmittel genau nach Anleitung in den Tank des Geräts.
  3. Reinigen: Fahren Sie mit dem Gerät in langsamen, überlappenden Bahnen über den Teppich. Die Düse sprüht die Lösung ein, die Saugfunktion zieht den gelösten Schmutz sofort wieder heraus.
  4. Trocknen lassen: Der Teppich bleibt nach der Prozedur leicht feucht. Sorgen Sie für gute Belüftung und betreten Sie den Teppich erst wieder, wenn er vollständig durchgetrocknet ist (dies kann, je nach Teppich und Belüftung, 5–24 Stunden dauern).

SOS-Tipps: Schnelle Hilfe bei typischen Flecken

Ein umgestürztes Weinglas liegt auf einem weißen, hochflorigen Teppich, wodurch ein großer, kräftiger Rotweinfleck entstanden ist. Das Bild veranschaulicht einen typischen Haushaltsunfall.
Bei Flecken, insbesondere Rotwein, ist Geschwindigkeit entscheidend.
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Bei diesen Flecken ist Geschwindigkeit entscheidend. Handeln Sie sofort!

Rotweinflecken

Der Klassiker. Streuen Sie sofort eine dicke Schicht Salz auf den Fleck, um die Flüssigkeit aufzusaugen. Nach dem Trocknen absaugen. Bei hellen Teppichen kann auch eine Mischung aus Zitronensaft und Salz helfen, die bleichende Wirkung ist aber mit Vorsicht zu genießen (unbedingt testen!).

Fett- und Ölflecken

Hier hilft alles, was saugt. Kartoffel- oder Speisestärke auf den Fleck streuen, einwirken lassen und absaugen. Der absolute Geheimtipp bei Fett ist Gallseife. Das Stück anfeuchten, den Fleck einreiben, kurz wirken lassen und mit einem feuchten Tuch sauber tupfen.

Kaffee- und Teeflecken

Sofort mit kaltem Wasser und einem Tuch abtupfen. Die im Mineralwasser enthaltene Kohlensäure hilft, die Schmutzpartikel zu lösen.

Spezialfälle und Geheimwaffen: Tipps für Fortgeschrittene

Ein junges, blondes Mädchen mit zwei Pferdeschwänzen bläst eine große rosa Blase aus Kaugummi. Sie trägt ein rosa Sweatshirt und große, runde Ohrringe. Das Bild steht symbolisch für knifflige Flecken wie Kaugummi.
Kaugummi im Teppich ist richtig lästig. Unser Eiswürfeltrick hilft gegen das zähe Gummi.
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Jetzt geht es ans Eingemachte. Mit diesen Tricks lösen Sie auch knifflige Probleme.

Der Eiswürfel-Trick: So verschwinden Druckstellen von Möbeln

Schwere Möbel hinterlassen unschöne, platte Stellen im Teppichflor. Legen Sie einfach einen Eiswürfel in die Delle und lassen Sie ihn schmelzen. Die Faser saugt sich mit Wasser voll und richtet sich langsam wieder auf. Helfen Sie anschließend mit einer Bürste oder den Fingern sanft nach.

Hartnäckiger Fall: Kaugummi und Wachsflecken entfernen

Kaugummi im Teppich? Igitt! Legen Sie einen Eisbeutel auf den Kaugummi, bis dieser steinhart gefroren ist. Danach können Sie ihn vorsichtig mit einem stumpfen Gegenstand abbrechen. Bei Wachsflecken gehen Sie den umgekehrten Weg: Legen Sie ein Löschblatt auf den Fleck und bügeln Sie mit dem Bügeleisen (niedrige Stufe) darüber. Das Papier saugt das flüssige Wachs auf.

Winter-Wellness für Wollteppiche: Reinigung mit Schnee

Ein alter, aber genialer Trick für echte Wollteppiche. Legen Sie den Teppich mit der Oberseite nach unten in sauberen, trockenen Pulverschnee. Klopfen Sie ihn gut aus, reiben Sie dann die Vorderseite mit Schnee ab und bürsten Sie ihn aus. Danach zum Trocknen an einem kühlen, luftigen Ort aufhängen.

Frischekick für dunkle Teppiche: Black Tea Beauty

Dieser Trick eignet sich nur für dunkle, unempfindliche Teppiche. Kochen Sie starken schwarzen Tee, lassen Sie ihn abkühlen und tupfen Sie ihn mit einem Tuch leicht auf den Teppich, um die Farben aufzufrischen. Unbedingt vorher testen!

Fazit: Teppich mit Hausmitteln reinigen – und der Teppich wird wieder wie neu

  • Die Reinigung von Teppichen mit Hausmitteln ist effektiv, günstig und oft schonender als industrielle Produkte.
  • Der Test an einer verdeckten Stelle ist der wichtigste Schritt, um Schäden an Farbe und Material zu vermeiden.
  • Während Synthetik viel verzeiht, erfordern Wolle und vor allem Naturfasern eine sehr behutsame Behandlung oder den Gang zum Profi.
  • Im Zweifel den Profi rufen: Bei sehr wertvollen Stücken, hartnäckigsten Flecken oder wenn Sie sich unsicher sind, ist eine professionelle Reinigung immer die beste und sicherste Investition.