Bauen mit dem Architekten – ist es wirklich teurer?
Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Mit dem eigenen Architekt bauen – viel zu teuer! Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Und so bauen heute 90 Prozent lieber schlüsselfertig und überlassen Planung und Ausführung dem Hausanbieter. Aber ist das wirklich günstiger?
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Sind Architektenhäuser wirklich teuerer?
Die Erklärung ist einfacher als gedacht. Denn natürlich gönnen sich die Bauherren exklusiver, teurer Häuser einen Architekten, weil sie etwas Besonderes wollen. Das heißt: Die Häuser der Top-Klasse werden fast nur mit eigenem Architekten gebaut – und das hebt im Schnitt die Baukosten von „Architektenhäusern“ kräftig an.
Aber: Gerade die Bauherren behalten das Budget fest im Griff, die selbst einen Planer verpflichten. Denn in diesem Fall legt der Bauherr klare Grenzen fest, und der Baumeister muss sich daran halten. Tut er das nicht, wird er unter Umständen schadenersatzpflichtig. Der Architekt selbst hat also ein Interesse daran, das ihm gesetzte Limit einzuhalten!
Wer innovativ sein will, muss oft tiefer in die Tasche greifen
Oft sind es im Übrigen gar nicht die „goldenen Wasserhähne“, die die Preise hoch treiben, sondern andere Posten wie alternative Haustechnik, Hausautomation, Öko-Baustoffe. Aber auch das hat nichts damit zu tun, ob ein eigener Architekt im Spiel ist oder nicht. Im Gegenteil: Je ausgefallener und eigenwilliger die Bauherrenwünsche sind, desto wichtiger sind Architekten und Fachingenieure, die sich darauf einlassen.
Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass erstaunlicherweise auch viele preiswerte Domizile „Architektenhäuser“ sind. Wettbewerbe, bei denen erschwingliche Familienhäuser ausgeschrieben werden, dokumentieren immer wieder: Architekten können auch „günstig“. Die meisten schätzen begrenzte Budgets als Herausforderung. Ihr Ziel ist die individuelle Lösung, der einmalige Entwurf. Viele haben genau deshalb Architektur studiert.
Günstig bauen: Gelungene Beispiele
Beim Bauen gibt es viele Einsparmöglichkeiten, vom Grundstückserwerb bis zur Auswahl der Baustoffe. Wir zeigen in fünf Hausbeispielen, wie Bauherren mit engem Kostenrahmen zum Eigenheim kamen – mit Hausdaten und Grundrissen.
Was kostet ein Architekt?
Das erste persönliche Gespräch mit dem Architekten ist meist kostenlos, aber Bauherren sollten gleich zu Beginn klären, ab wann aus der unverbindlichen Akquise ein kostenpflichtiger Auftrag wird.
Bezahlt wird der Architekt nach der HOAI, der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Diese Verordnung gilt verbindlich für alle Architekten und Ingenieure. Wie hoch das Architektenhonorar im Einzelfall ist, hängt vom Umfang des Bauprojekts ab:
- So gibt es insgesamt fünf Honorarzonen (für ein Einfamilienhaus gilt beispielsweise Honorarzone III oder IV) und
- neun Leistungsphasen, nach denen abgerechnet wird. Diese sind ebenfalls in der HOAI genau festlegt. Dazu gehören sowohl die Vor-, Entwurfs- und Genehmigungsplanung (vor Baubeginn) als auch die Ausführungsplanung und das Baumanagement während des Bauprojekts.
Als ungefährer Richtwert gilt, dass Sie etwa 10 bis 15 Prozent der Baukosten für das Architektenhonorar einplanen sollten.
Die HOAI-Leistungsphasen 1 bis 9
beschreiben die Aufgaben des Architekten von der Planung bis zur Fertigstellung des Hauses und bieten Orientierung für die Honorarvereinbarungen. Hier bekommen Sie einen Überblick über die HOAI-Leistungsphasen: Welche Aufgaben übernimmt ein Architekt?
Wie finde ich einen guten Architekten?
Architekten sind Individualisten, genauso wie Bauherren. Beide müssen sich finden, damit der Entwurf gelingt. Doch wie kommt man zum passenden Architekten?
Grundsätzlich: „Architekt“ oder „Architektin“ darf sich nur nennen, wer ein Fachstudium absolviert und einige Jahre praktische Erfahrung gesammelt hat. Danach kann er die Mitgliedschaft in der Architektenkammer beantragen und – sofern er zugelassen wird – die geschützte Berufsbezeichnung führen. Nur wer in der Kammer ist, darf beispielsweise die zum Bauen nötigen Bauanträge einreichen.
Die Architektenkammern sind folglich die erste Adresse auf der Suche nach einem geeigneten Planer. Dabei müssen Bauherren sich nicht an Landesgrenzen halten und können auch einen Architekten aus einem anderen Bundesland beauftragen.
Das hat allerdings Tücken, denn ein vor Ort ansässiger Planer kennt die Landesbauordnungen und Behörden seines Heimat-Bundeslandes besser und hat zudem kürzere Wege zur Baustelle. All das ist wichtig: Kontakte, das Wissen um rechtliche Fallstricke und vor allem auch die räumliche Nähe. Denn der Bauherr braucht den Architekten vor Ort, der während der Bauzeit präsent ist. Deshalb gilt bei der Auswahl des Architekten wie bei den Handwerksbetrieben: Je kürzer die Anfahrt, umso besser die Betreuung!
Referenzen prüfen
Die Landesarchitektenkammern führen Mitgliederlisten und bieten in der Regel Online-Suchfunktionen zur Recherche von Büros in der Nähe der angehenden Bauherren. Von dort sind es wenige Klicks auf die Webseiten der Architekturbüros.
Hier wartet manche Überraschung – denn Architekten sind Kreative, und mitunter dominiert auf einer Website das Künstlerische über die praktische Information. Davon sollten Sie sich nicht beirren lassen. Wichtig sind die Referenzen, die Sie sich genau ansehen sollten.
- Architekten auf den Webseiten der Architektenkammern suchen
- Mund-zu-Mund-Propaganda über Kollegen, Nachbarn und Freunde
- Am „Tag der Architektur“ und beim „Tag des offenen Architekturbüros“ (letztes Juni-Wochenende) Objekte besuchen, Planer und Bauherren ansprechen
- An schönen Häusern klingeln und nach dem Planer fragen
Stimmt die Chemie?
Passen sowohl die Referenzen als auch die Stilfragen, nimmt der Bauherr Kontakt auf – am besten telefonisch: Beim Anruf im Büro zeigt schon, ob die Kommunikation funktioniert.
Bauherren vertrauen ihrem Planer viel Geld an – und sie bezahlen ihn auch gut. Sie erwarten dafür zu Recht kompetente fachliche Begleitung durch das Abenteuer Bauen. Mancher Bauherr erhofft sich auch eine gewisse persönliche Zuwendung, schließlich geht es um sein Traumhaus. Deshalb sollten sich Bauherren Zeit lassen, um „ihren“ Architekten zu finden – den nüchternen Praktiker oder den einfühlsamen Begleiter. Im Zweifel lieber im Frühstadium noch mal den Planer wechseln, als sich mit dem falschen Partner durch die Bauzeit quälen!
Und wie geht es weiter?
Der Bauantrag ist die letzte große Hürde vor Baubeginn. Diese Tipps helfen bei der Beantragung »
Tipps zum Bauen mit dem Architekten
- Mit dem Planer gleich offen übers Honorar sprechen.
- Bausumme festlegen – und später darauf achten, dass sich der Architekt daran hält.
- Architektenvertrag abschließen. Der Architekt muss den Bauherren als Verbraucher umfassend aufklären, unter anderem über Widerrufsrechte und Bürodetails. Beim Abschließen des Architektenvertrags helfen Kammern und Baurechtsanwälte.
- Wichtig: Vom Architekten die Versicherungsbestätigung zeigen lassen, aus der hervorgeht, dass die Deckungssumme für das eigene Bauvorhaben in einer bestimmten Höhe reserviert ist und im Schadensfall auch zur Verfügung steht.
- Architekten können Handwerksfirmen und Fachplaner, mit denen sie schon gut kooperiert haben, empfehlen. Die Aufträge vergibt aber immer der Bauherr. Er kann, muss aber nicht auf seinen Planer hören. Andererseits: Eine erprobte Zusammenarbeit von Architekten und den Partnern ihres Vertrauens beschleunigt oft den Bau.
- Falls es Konflikte gibt: Bei der Architektenkammer gibt es Ombudsleute, die man zu Rate ziehen kann.
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