So bauen Sie Ihr Zuhause barrierefrei um

Ältere Frau fährt mit dem Rollstuhl aus dem Badezimmer, dabei hält sie die Tür auf

Tipps zur Planung und Förderung

Foto: Küffner

Barrierefrei bauen und umbauen heißt nicht nur, den Hauseingang mit einer Rampe zu versehen oder eine bodengleiche Dusche einzubauen. Es geht um das Einbeziehen des gesamten Wohnumfeldes. Aber wann gilt eine Wohnung als „barrierefrei“ oder "behindertengerecht"?

In diesem Leitfaden geben wir Tipps für die Planung barrierefreier Wohnungen und was Sie bei einem Umbau beachten müssen.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Was bedeutet barrierefrei?
  2. Checkliste: Barrierefrei umbauen
  3. Förderung für barrierefreies Bauen

Was bedeutet barrierefrei?

Bei Immobilienangeboten werden häufig Begriffe wie „barrierearm“, „alters-“, „senioren-“ oder „behindertengerecht“ verwendet. Gesetzlich definiert sind aber nur die Begriffe „barrierefrei“ und „rollstuhlgerecht“. Alle anderen lassen viel Spielraum für Interpretationen.

Barrierefrei bedeutet, dass ein Gebäude für Menschen mit Behinderung genauso ohne Einschränkungen nutzbar ist wie für Menschen ohne Behinderungen. Das heißt aber nicht automatisch, dass es auch rollstuhlgerecht ist − dafür gelten zusätzliche Kriterien.

Barrierefreiheit hat für alle Menschen Vorteile, wie zum Beispiel:

  • mehr Lebensqualität durch einfachere Zugänglichkeit
  • erleichterte Arbeit von Pflegekräften
  • ein höherer Wiederverkaufswert der Immobilie
Behindertengerechtes Badezimmer, von oben betrachtet
Diese barrierefreie Falttür kann mit jeder Türzarge kombiniert werden – auch mit bereits vorhandenen. Durch den ergonomisch günstigen Öffnungsverlauf bleibt die Türklinke in erreichbarer Nähe und ist von beiden Seiten selbstständig mit Rollator oder Rollstuhl bedienbar.
Küffner

Barrierefrei nach DIN 18040

DIN 18040 regelt, welche Vorschriften für barrierefreie Gebäude gelten. Soll ein Gebäude gemäß DIN 18040-2 für private Wohngebäude rollstuhlgerecht sein, sind zusätzlich noch weitere Kriterien erforderlich. Dazu gehören zum Beispiel:

  • größere Bewegungsradien (1,50 m statt 1,20 m)
  • breitere Türöffnungen (90 cm statt 80 cm)
  • unterfahrbare Küchenarbeitsplatten (Unterkante 67–70 cm)
  • Beinfreiheit unter dem Waschtisch oder genormte Griff- bzw. Schalterhöhen (85 cm).

Beispiel: Barrierefreies Badezimmer

Abmessungen eines rollstuhlgerechten Badezimmers
Hewi

Barrierefreies Bad

Bild links: Rollstuhlgerechter Sanitärraum nach DIN 18025: Für Rollstuhlfahrer ist eine Bewegungsfläche von 1,50 Metern im Radius notwendig. Diese Fläche gibt ggf. auch einer zusätzlichen Betreuungsperson genügend Bewegungsraum, um den Rollstuhl zu manövrieren. Ein ausreichender Abstand zwischen den Sanitärgegenständen eröffnet zudem die Option eines seitlichen Überwechselns vom Rollstuhl aus.

Bild rechts: Rollatoren oder Krücken erfordern Bewegungsflächen von 1,20 Metern im Radius. Empfehlenswert ist zudem ein Mindestabstand von 20 cm zwischen den einzelnen Sanitärobjekten, damit bei Bedarf Stütz- und Haltegriffe nachgerüstet werden können.

Mehr Infos: Die Anforderungen fürs barrierefreie Bad sind in DIN 18040 geregelt. Wir stellen die wichtigsten Empfehlungen vor, die zu beachten sind. So planen und gestalten Sie ein barrierefreies Bad »

Die Umsetzung dieser Normwerte ist für private Bauherren, die barrierefrei bauen oder umbauen wollen, zwar keine Pflicht. Sie geben aber wertvolle Orientierung bei der individuellen Planung.

Und: Werden Fördermittel beantragt, ist die Einhaltung bestimmter Vorgaben dieser Norm Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch den Bund.

So sieht eine barrierefreie Wohnung aus

Behindertengerecht gestaltetes Badezimmer
Villeroy & Boch

Die Grundfläche für ein barrierefreies Duschbad mit WC beträgt 3,20 m², für Rollstuhlfahrer 5,40 m². Sitzgelegenheit im Duschbereich und Haltegriffe neben der Toilette bieten Sicherheit.

Schwellenlos und barrierefrei gestaltete Türen
Schwörer-Haus

Kurze Wege und eine klare Grundrissgliederung erleichtern den Wohnalltag. In diesem Haus sorgen ein Aufzug, breite Türen und platzsparende, leicht zu öffnende Schiebetüren für die barrierefreie Erschließung.

Schwellenloser Übergang vom Wohnraum zum Balkon
Alumat

Beim schwellenlosen Übergang auf Balkon und Terrasse hilft diese „Magnet-Nullschwelle“. Sie lässt sich mit allen gängigen Türprofilen kombinieren und ist sogar passivhauszertifiziert, weil wind- und schlagregendicht.

Checkliste: Barrierefrei umbauen

Unsere Checkliste (unten) zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, Haus und Wohnung alters- bzw. behindertengerecht umzubauen.

Tipp: Beziehen Sie Ihre Umbaupläne am besten in ohnehin anfallende Renovierungen mit ein. Je früher Sie anfangen, barrierefrei umzurüsten, desto länger profitieren Sie davon. Der Fokus sollte auf Modernisierungsschritten liegen, die zu Ihrer persönlichen Situation passen.

Das gilt besonders für größere Maßnahmen, die in die Bausubstanz eingreifen, wie beispielsweise die Verbreiterung von Türen und Durchgängen im Haus. Achtung: Denken Sie daran, dass bei Eingriffen in die Statik eine Baugenehmigung erforderlich ist.

Anderes lässt sich „en passant“ verbessern, wenn beispielsweise sowieso neue Armaturen im Bad gekauft oder wenn in Sachen Smarthome aufgerüstet wird. Andere Maßnahmen können Sie so lange aufschieben, bis tatsächlich der Bedarf gegeben ist, wie beispielsweise der Kauf einer so offensichtlichen Hilfe wie ein Treppenlift. Sie lässt sich bei entsprechender Vorbereitung schnell nachrüsten, sobald sie akut benötigt wird.

Checkliste: Barrierefreies Haus − Umbaumaßnahmen auf einem Blick

Wohnbereich Umbaumaßnahmen bei Renovierungen Nachrüsten bei tatsächlichem Bedarf

Eingangsbereich

  • Wetterschutz (Vordach) am Hauseingang – groß genug für Rollstuhlfahrer
  • Handlauf für Eingangsstufen
  • Rampe oder Plattformlift für den Zugang zum Haus
  • Öffnungsautomatik für Haustür
  • Berührungsloses Schließsystem

Innenräume allgemein

  • Ausreichend Bewegungsfläche schaffen
  • Platz für Hilfsmittel wie Haltegriffe etc. einplanen
  • Leichtgängige Vollauszüge anstelle von Schranktüren
  • Möbel anpassen, zum Beispiel die Höhe von Ess- und Schreibtisch
  • Haltegriffe und Abstützmöglichkeiten aller Art

Böden

  • Rutschfeste Bodenbeläge
  • Lose liegende Teppiche befestigen bzw. entfernen
  • Beseitigung von Schwellen, Stufen und Absätzen durch Angleichung oder Rampen

Türen

  • Ausreichende Durchgangsbreite schaffen
  • Ausreichend Bewegungsfläche vor und hinter den Türen einplanen
  • Gegebenenfalls Einbau von Schiebetüren

Treppen

  • Rutschhemmender Stufenbelag
  • Handlauf auf beiden Seiten der Treppe
  • Treppenlift

Bad

  • Bodengleiche Dusche, auf eine Duschtrennwand kann verzichtet werden oder mit nach außen öffnenden Türen
  • Rutschhemmende Fliesen
  • Berührungslose Einhebel-Mischarmaturen
  • Haltegriffe und Stützen aller Art
  • Duschsitz, WC-Erhöhung
  • Einstiegshilfe für die Wanne oder Badewanne mit Ausstiegstür
  • Unterfahrbare Waschbecken

Küche

  • Höhenverstellbare Spüle und Arbeitsplatten (ergonomisch und praktisch für alle Familienangehörigen, insbesondere auch für Kinder), Unterfahrbare und abgesenkte Arbeitsplatte
  • Herunterfahrbare Hängeschränke
  • Werden Herd, Arbeitsplatte und Spüle über Eck angeordnet, ist eine Erreichbarkeit ohne Zwischenschritte mit nur einer Körperdrehung möglich. Ein flaches Becken erleichtert zudem den Abwasch im Sitzen.
  • Damit der Herd unterfahrbar bleibt, sollten Sie den Backofen nicht darunter, sondern separat anordnen (Einbaubereich 40–120 cm).

Elektrik und automatische Steuerung

  • Zusätzliche Steckdosen statt Kabelsalat mit Stolperfallen
  • Steckdosen so anbringen, dass man sie auch im Sitzen erreichen kann
  • Sprechanlage und elektrischer Türöffner
  • Automatische Rollladen- und Markisensteuerung, per Funk oder „verdrahtet“
  • Hausautomation mit zentraler Steuerung sowie Fernsteuerung
  • Integration von Licht, Rollläden oder Haushaltsgeräte in ein Smarthome-Konzept; die nötigen Apps sollten auch visuell barrierefrei und von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen zu bedienen sein, beispielsweise per Sprachsteuerung

Beleuchtung

  • Ausreichende Beleuchtung ohne dunkle Ecken
  • Außen- und Innenbeleuchtung mit Bewegungsmelder

Badezimmer für Senioren
Der Umbau zum barrierearmen Bad ist eine förderfähige Baumaßnahme.
Keuco

Förderung für barrierefreies Bauen

Werden Fördermittel beantragt, ist die Einhaltung bestimmter Vorgaben der Barrierefrei DIN 18040 Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch den Bund. Lassen Sie sich deshalb möglichst früh von einem auf barrierefreies Bauen spezialisierten Architekten beraten.

Mieter müssen einen barrierefreien Umbau mit eventuellen Rückbaumöglichkeiten zuerst mit dem Vermieter klären und die Umbaukosten in der Regel selbst tragen. Finanzielle Hilfen stehen ihnen aber meist ebenso zu.

Fördergelder für barrierefreies Bauen und Umbauen

  • Die KfW gewährt Kredite und Zuschüsse für barrierefreies Bauen. Achtung, die Fördergelder werden immer nur für jeweils ein Jahr bereit gestellt, sodass zum Ende des Jahres die Fördergelder häufig erschöpft sind.
  • Länder und Kommunen bieten ebenfalls Förderungen an. Informieren Sie sich, was für Ihre Wohnregion gilt.
  • Informieren Sie sich auch bei Rehabilitationsträgern und Pflegekassen nach Fördermöglichkeiten.

Tipp: Auf der Website der Wüstenrot Bausparkasse finden Sie einen guten Überblick über die aktuellen Fördergelder für barrierefreies Wohnen »

Die Förderprogramme sind oft kombinierbar. Informieren Sie sich deshalb unbedingt vor Planungsbeginn über das korrekte Vorgehen bei der Beantragung! Häufig müssen die Fördergelder bereits vor dem Beginn des Bauprojekts beantragt werden.

Unser Tipp: Warten Sie nicht zu lange mit der Umsetzung. Denn wer früher vorsorgt, kann umso gelassener in die Zukunft blicken.

Altes Ehepaar in Wohnung

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Stand: Januar 2025