Neue Fenster − und danach Schimmel? So steuern Sie dagegen

Mann öffnet ein Fenster im Dach und schaut nach draußen

Ursachen und Gegenmaßnahmen

Foto: Velux

Neue Fenster sparen Energie und sorgen dafür, dass die Wärme im Haus bleibt. Zugleich sind sie häufig dichter als die alten Fenster, sodass weniger Feuchtigkeit entweichen kann. Die Folge ist manchmal einen unerwünschter Nebeneffekt: Schimmel. Wie Sie Schimmel nach dem Fenstertausch wirksam verhindern können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Schimmel nach dem Fenstertausch: Was ist die Ursache?
  2. Neue Fenster erfordern ein neues Lüftungskonzept
  3. Effektive Fensterlüftung
  4. Wann lohnt sich eine Lüftungsanlage?
  5. Lüftungskonzept ist nach Sanierungen manchmal vorgeschrieben

Schimmel nach dem Fenstertausch: Was ist die Ursache?

Baumangel Schimmel in Zimmerecke
In dieser Zimmerecke hat sich Schimmel breit gemacht. Ursache dafür sind Wärmebrücken in den kalten Ecken. Es bildet sich Kondenswasser - die Grundlage für Schimmel.

Neue Fenster sind bei fachgerechtem Einbau wesentlich dichter als alte Fenster, die oft verschlissene Dichtungen haben oder verzogen sind. Das hat den Vorteil, dass im Winter die warme Raumluft im Hausinneren bleibt und hohe Wärmeverluste vermieden werden. Zuvor konnte die feuchte Luft aber zumindest teilweise über die undichten Fugen der alten Fenster entweichen.

Ohne weitere Maßnahmen kann ein Fenstertausch daher zu Schimmel führen. „Der gesundheitsschädliche Pilz wächst dort, wo warme, feuchte Raumluft auf kalte Raumoberflächen trifft und kondensiert“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Immerhin gibt ein Vier-Personen-Haushalt täglich zwischen 6−12 Liter Wasser ab, so der Verband Fenster + Fassade (VFF).

Ein Beispiel: Die Wandoberfläche ist in ungedämmten Altbauten besonders kalt, speziell im Bereich von Wärmebrücken etwa in einer Gebäudeecke. Das Schimmelrisiko ist auch immer dann groß, wo die Raumluft schlecht umgewälzt wird – beispielsweise hinter einem Schrank – und die Außenwand nicht oder schlecht gedämmt ist. Hier entstehen dann die unschönen, meist schwarzen Stellen.

Eine Wand mit deutlichen Feuchtigkeitsschäden und abblätternder Farbe.

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Mindestwärmeschutz rund um das Fenster wichtig

Fenster austauschen
Unsere Checkliste hilft festzustellen, auf welchem energetischen Stand Ihre Fenster sind sowie der Vorbereitung des Gesprächs mit dem Fachhandwerker.
Kneer

Da neue Fenster energetisch deutlich besser und dichter als alte sind, schlägt sich bei einer ungedämmten Fassade die Feuchtigkeit der warmen Raumluft nicht mehr an der Fensterscheibe nieder, sondern an der kalten Außenwand. Um Schimmel zu vermeiden, ist es bei einer fachgerechten Sanierung wichtig, auch um das Fenster herum für einen Mindestwärmeschutz, also eine bessere Dämmung, zu sorgen.

Fenstertausch und Fassadendämmung am besten kombinieren

Am besten wäre es, zeitgleich mit dem Fenstertausch die Fassade zu dämmen. „Eine fachgerechte Fassadendämmung verringert das Schimmelrisiko enorm, denn mit ihr steigt die Temperatur an den Innenseiten der Außenwände. Das wiederum verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Luft dort kondensiert“, so Waldemar Dörr vom Fachverband GFF Baden-Württemberg.

Alternativ können Fachleute aus dem Handwerk nachträglich dünne Dämmplatten in der Laibung (das sind die senkrechten seitlichen Flächen links und rechts einer Fensteröffnung) sowie unter der Fensterbank anbringen. Sie erhöhen die Oberflächentemperatur um das Fenster herum.

Zwei Hände schieben eine flexible, dunkelgraue und segmentierte Dämmmatte in die Öffnung eines weißen Rollladenkastens. Die Aktion zeigt das Einsetzen der Dämmung über einem Fenster als letzten Schritt der Isolierung.

Der Rollladenkasten lässt sich leicht nachträglich isolieren

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Mann bedient per App seinen Rollladen

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Neue Fenster erfordern ein neues Lüftungskonzept

Geöffnetes Fenster
Das Fenster beim Lüften so weit wie möglich öffnen. Das sorgt schnell für frische Luft und geringere Luftfeuchtigkeit.
Gealan

Wenn eine weitere Dämmung nicht in Frage kommt, muss am Lüftungskonzept nachgearbeitet werden, damit es trotz hoher Luftfeuchtigkeit nicht zur Schimmelbildung kommt. Laut Expertenrat des Verbands Privater Bauherren (VPB) sollte entweder

  • häufiger konsequent gelüftet werden,
  • eine Lüftungsanlage mit Lüftungskanälen nachgerüstet werden,
  • über Luftdurchlässe in der Fassade oder in den Fenstern ein zusätzlicher Luftaustausch sichergestellt werden, etwa mit Fensterfalzlüftern oder Aufsatzlüftern auf dem Fensterrahmen. Sie sind kostengünstig, allerdings energetisch nicht optimal.
  • Ein Abluftlüfter, der feuchte, verbrauchte Luft aus Bad oder Küche zieht, unterstützt in Kombination mit den Luftdurchlässen dabei, die weiteren Räume mit einem erforderlichen Mindestmaß zu lüften.
  • Effizienter als Ablüfter sind geregelte Zu- und Abluftanlagen. Sie sorgen automatisch für den erforderlichen Luftaustausch. Fast immer sind Lüftungsanlagen mit einer guten Wärmerückgewinnung ausgestattet – das spart zusätzlich Heizenergie. Gut für Allergiker ist zudem, dass die Anlagen Feinstaub und Pollen aus der Außenluft filtern können.

Effektive Fensterlüftung

Hygrometer
Testsieger im aktuellen Kaufkompass der FAZ ist das Govee Smart Thermo-Hygrometer (Stand: 1.12.2023)
Govee

„Wer es zunächst mit dem Lüften versuchen will, der ist gut beraten, regelmäßig Raumtemperatur und Luftfeuchte zu überprüfen. Dabei hilft ein Hygrometer. Es misst die relative Luftfeuchte in Prozent und der Raumlufttemperatur in °C. Die idealen Werte liegen bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit bei 20 Grad Raumlufttemperatur“, so der VPB weiter.

Zeigt das Hygrometer Luftfeuchtewerte größer als 60 Prozent, sollte möglichst bald gelüftet werden.

Je nach Außentemperatur unterschiedlich lang lüften

Wichtig: Am meisten bringt das sogenannte Stoß- und Querlüften, bei dem Fenster auf möglichst gegenüber liegenden Seiten für eine kurze Zeit ganz geöffnet werden. Und das zwei- bis viermal täglich, je nachdem, wie oft Sie sich in dem jeweiligen Raum aufhalten.

Frau öffnet die Dachfenster per App
Mit einer elektrischen Steuerung ist das Öffnen der Fenster besonders komfortabel.
VFF/Velux

Der VFF empfiehlt je nach Jahreszeit und Außentemperatur:

  • Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sollte das Stoßlüften auf fünf Minuten begrenzt werden.
  • Bei Außentemperaturen von null bis zehn Grad Celsius sollte die Lüftungsdauer rund zehn Minuten betragen,
  • Bei darüber liegenden Temperaturen sollte eine Viertelstunde gelüftet werden.
  • Im Sommer sollte vor allem früh morgens, spät abends oder nachts gelüftet werden. Tagsüber nur stoßweise, am besten unmittelbar nach dem Duschen oder Kochen.
Lüften im Winter frische Luft Fenster öffnen

In der kalten Jahreszeit: Heizung runterdrehen!

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Wann lohnt sich eine Lüftungsanlage?

Wohnzimmer mit einem Wandlüfter an der Wand hinter dem Sofa
Hier sorgt ein Wandlüfter mit integrierter CO2-Regelung für die automatische Anpassung des Luftwechsels und ein gesundes Raumklima – bei bis zu 90 Prozent Wärmerückgewinnung.
Siegenia

Für gute Raumluft reicht regelmäßiges Fensterlüften allein aber nicht immer aus. Dann kann eine Lüftungsanlage für einen gleichmäßigen und kontrollierten Luftaustausch sorgen. Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kann diese Technik eine sinnvolle Investition und Unterstützung sein, wenn

  • die Zeit oder die Gelegenheit zum Lüften fehlt,
  • die Fenster zum Lärm- oder Einbruchschutz nur selten geöffnet werden können,
  • Schadstoffe und Pollen von außen aus der Frischluft gefiltert werden sollen,
  • die Gebäudehülle nach der Erneuerung der Fenster oder der Sanierung des Daches wesentlich luftdichter geworden ist.
Lüftung über Dachfenster

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Lüftungskonzept ist nach Sanierungen manchmal vorgeschrieben

Vom Gesetzgeber wird ein sogenanntes Lüftungskonzept sogar vorgeschrieben, wenn bei Mehrfamilien- oder Einfamilienhäusern mehr als ein Drittel der Fensterfläche erneuert oder bei Einfamilienhäusern mehr als ein Drittel des Dachstuhls abgedichtet wird. In dem Fall muss der Fachplaner oder Handwerker überprüfen, ob eine lüftungstechnische Maßnahme – also zum Beispiel der Einbau einer Lüftungsanlage – durchgeführt werden muss. Falls dem so ist, muss er eine Planung vorlegen, wie das Lüftungskonzept in der Umsetzung aussehen soll.