Einfacher vs. qualifizierter Bebauungsplan − verständlich erklärt

Bebauungspläne sorgen für eine einheitliche Bebauung

Qualifizierter und einfacher Bebauungsplan

Foto: Adobe/elxeneize

Wer in Deutschland bauen möchte, muss sich an kommunale Planungsvorgaben halten. Geregelt werden diese im Bebauungsplan.

Hier erfahren Sie, wie sich qualifizierter und einfacher Bebauungsplan unterscheiden. Und was ist zu tun, wenn es keinen Bebauungsplan gibt? Auch auf diese Frage bekommen Sie hier die Antwort.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Was ist ein Bebauungsplan?
  2. Was ist ein qualifizierter Bebauungsplan?
  3. Einfacher vs. qualifizierter Bebauungsplan im Vergleich
  4. Wenn kein Bebauungsplan vorhanden ist

Was ist ein Bebauungsplan?

Ein achtstöckiges Hochhaus mitten auf der grünen Heide? Pultdächer zwischen Walmdächern? Solche extremen Unterschiede in der Bauweise gibt es in Deutschland eher selten. Die Kommunen wünschen sich einheitliche Siedlungsgebiete. Das Instrument, diese Einheitlichkeit herzustellen, ist der Bebauungsplan, der häufig auch als B-Plan abgekürzt wird.

Bebauungspläne bestehen aus

  • einer Planzeichnung des Baugebiets,
  • einer Legende der genutzten Abkürzungen und Bezeichnungen sowie
  • einem Textteil, der Vorgaben zum Baugebiet macht.

Bebauungspläne werden von den Gemeinden erstellt, die sich an den Vorgaben des Baugesetzbuches (BauGB) orientieren.

Architekten werten Bebauungsplan aus
Profis am Werk: Architekten setzen die Anforderungen des Bebauungsplans fürs Eigenheim um.
Adobe/goodluz

Bebauungspläne sind öffentlich zugänglich. Sie finden ihn meist auf der Website der betreffenden Gemeinde oder zur kostenlosen Einsicht im Bauordnungs- oder Stadtplanungsamt Ihrer Gemeinde.

Ein Bebauungsplan stellt nicht bloß eine Einschränkung für Ihre eigenen Bauwünsche dar. Er bietet Ihnen auch Planungssicherheit, indem er beispielsweise verhindert, dass sich Gewerbe in unmittelbarer Nähe ansiedelt oder dass zukünftige Neubauten nebenan so hoch gebaut werden, die sie Ihnen die Sonne nehmen.

Bebauungsplan mit Abkürzungen

Bebauungsplan: Abkürzungen verständlich erklärt

Wer sich den Bebauungsplan für das zukünftige Wohngebiet zum ersten Mal ansieht, ist häufig verwirrt von den vielen Abkürzungen, geheimnisvollen Zeichen, Farben und Markierungen. Nach ein wenig Einarbeitungszeit verstehen Sie aber sehr schnell, worauf Sie achten müssen.

Hier haben wir für Sie die wichtigsten Abkürzungen im Bebauungsplan erklärt »

Was ist ein qualifizierter Bebauungsplan?

Was genau ein qualifizierter Bebauungsplan ist, steht im § 30 Abs. 1 BauGB. Qualifiziert kann er genannt werden, wenn er folgende vier Mindestvorgaben enthält:

  1. Art der baulichen Nutzung: Der Bebauungsplan weist das Areal etwa als ein reines Wohn-, Dorf- oder Gewerbegebiet aus. In einem Dorfgebiet dürfen etwa landwirtschaftliche Nutzgebäude gebaut werden – was für Sie auch bedeutet, dass es zu Geruchsbelästigung kommen kann.
  2. Maß der baulichen Nutzung: Dazu gehört zum Beispiel die Anzahl der Geschosse und die Höhe der Bebauung.
  3. Überbaubare Grundstücksflächen bezeichnet die Grundfläche, die durch das Gebäude überbaut werden darf. Es gibt auch Vorgaben hinsichtlich der Baugrenzen und Baulinien, innerhalb derer gebaut werden muss.
  4. Örtliche Verkehrsflächen sind vor allem Straßen und Stellplätze.

Ihr Bauvorhaben ist dann zulässig, wenn es den Vorgaben des qualifizierten Bebauungsplanes nicht widerspricht – und wenn es erschlossen ist. Erschlossen bedeutet, dass das Grundstück an das öffentliche Straßennetz angeschlossen, mit Elektrizität, Wärme und Wasser versorgt ist sowie die Abwasserableitung und Abfallbeseitigung möglich sind.

HafenCity Hamburg
Adobe/powell83

Der qualifizierte Bebauungsplan der Hamburger HafenCity macht detaillierte Angaben zur Gestaltung der Gebäude und Umgebung.

Qualifizierter Bebauungsplan Hamburg
Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen

Das große, annähernd dreieckige Gebiet links im Vordergrund stellt den ehemaligen Kaispeicher A dar: die heutige Elbphilharmonie.

Praxisbeispiel: Bebauungsplan der Hamburger HafenCity

Besonders ausführliche, detaillierte Angaben sind typisch für einen qualifizierten Bebauungsplan. Ein Beispiel macht deutlich, was damit gemeint ist:

  • Wer im neuen Hamburger Stadtteil HafenCity in unmittelbarer Nachbarschaft der Elbphilharmonie ein Haus bauen will, muss sich auch um den Hochwasserschutz kümmern. Die entsprechenden Hochwasserschutzzonen sind auf der Skizze des qualifizierten Bebauungsplans ausgewiesen.
  • Außerdem müssen Bauherren für einen besonderen Schallschutz sorgen, sodass der „Innenraumpegel bei gekipptem Fenster von 30 dB(A) während der Nachtzeit nicht überschritten wird.“
  • Wer Parkplätze anlegt, muss dafür Sorge tragen, dass „für je vier Stellplätze ein Baum gepflanzt wird“.
  • Die Dächer der Häuser dürfen nur mit einer maximalen Dachneigung von 15 Grad gebaut werden.

Diese Vorgaben finden sich im Textteil des qualifizierten Bebauungsplans „HafenCity 1“ der Hansestadt. Man sieht gleich: Hier wird nichts dem Zufall überlassen.

Ist der qualifizierte Bebauungsplan rechtlich bindend?

Pultdach Haus modern
Das Pultdach dieses Hauses ist ohne Zweifel ein Hingucker. Trotzdem darf es nicht gebaut werden, wenn der Bebauungsplan ein Satteldach vorschreibt.
Bien-Zenker

Qualifizierte Bebauungspläne machen sehr detaillierte Angaben – und sind Gesetz. Bauherren müssen sich daran halten, denn der Bebauungsplan ist eine Rechtsnorm.

Manchmal gibt es jedoch Ausnahmeregelungen oder gar Wahlmöglichkeiten. Diese stehen direkt im Bebauungsplan. Formulierungen wie „ausnahmsweise sind … zulässig“ weisen darauf hin. Auch die Gemeinde kann Ausnahmegenehmigungen erlassen. Das geschieht aber meist, um nicht beabsichtigte Härten abzuwenden oder wenn das Bauprojekt städtebaulich vertretbar ist. Mit einer Sondergenehmigung für eine vom Bebauungsplan abweichende Dachform, nur weil Sie Ihnen besonders gefällt, sollten Sie eher nicht rechnen.

Warum Sie unbedingt auch das Grundbuch einsehen sollten

Grundbuch und Bebauungsplan sind beides wichtige Grundstücksregister. Während der Bebauungsplan über das Bauliche Auskunft gibt, regelt das Grundbuch das Rechtliche: die Eigentumsverhältnisse, ob es Belastungen gibt (zum Beispiel durch Erbbau- oder Wegerecht) und welche Grundschuld gegenüber einer Bank besteht. Hier erfahren Sie, was im Grundbuch steht und wie Sie es einsehen können »

Einfacher vs. qualifizierter Bebauungsplan im Vergleich

Generell gilt: Die Bestimmungen eines einfachen Bebauungsplans sind nicht so ausführlich wie im qualifizierten Bebauungsplan. Genauer: Wenn der Bebauungsplan auch nur eine der oben erwähnten vier Merkmale eines qualifizierten Bebauungsplanes nicht enthält, handelt es sich um einen einfachen Bebauungsplan (so definiert es § 30 Abs. 3 BauGB). Ein einfacher Bebauungsplan kann beispielsweise auch einfach nur Baulinienpläne enthalten, die eine bestimmte Ausrichtung der Gebäude vorgeben – mehr nicht.

Genau wie der qualifizierte, ist auch der einfache Bebauungsplan eine Rechtsnorm. Dadurch ergeben sich zwangsläufig (im Unterschied zu den detaillierten Angaben eines qualifizierten Bebauungsplans) Lücken in der Beschreibung. Was geschieht aber, wenn es zum Beispiel keine Angaben zum Maß der baulichen Nutzung gibt? Dann weiß der Bauherr nicht, wie hoch er sein Haus bauen darf, also etwa zwei oder gar drei Vollgeschosse bei einem Einfamilienhaus erlaubt sind.

In diesem Fall verweist das Baugesetz auf zwei weitere Paragrafen: § 34 BauGB und den § 35 BauGB. Diese beiden Rechtsnormen gelten auch, wenn kein Bebauungsplan vorliegt. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Bebauungsplan neubaugebiet
Für die meisten Neubaugebiete gibt es Bebauungspläne, die, wie hier in der Nähe von Frankfurt, durchaus unterschiedliche Dachformen, -farben und Giebelbreiten ermöglichen.
Adobe/Frank Wagner
Aushub auf Grundstück

So wählen Sie das richtige Grundstück aus

Beim Grundstückskauf sollten Sie nicht nur auf die richtige Lage und den Preis achten, sondern auch der Baugrund und die Bebaubarkeit sind wichtig. Mit unserer Checkliste Grundstückskauf vermeiden Sie unerwartete Kostenfallen.

Wenn kein Bebauungsplan vorhanden ist, muss sich das neue Gebäude in die Nachbarschaft einfügen

Viele Städte sind gewachsene Siedlungen, die oft ganz ohne Bebauungspläne entstanden sind. Finden Sie beispielsweise eine Baulücke in einem bereits bebauten Straßenzug oder lassen Sie dort ein Bestandsgebäude abreißen, um neu zu bauen, existiert vielleicht kein Bebauungsplan.

Wenn Sie in der Stadt bauen, ist nur § 34 BauGB wichtig. Er füllt die Lücken eines einfachen Bebauungsplanes auf und gibt eine Richtschnur für Fälle dar, in denen es überhaupt keinen Bebauungsplan gibt. Zumindest gilt dies für gewachsene Orte – und nicht etwa Splittersiedlungen oder gar Freiflächen, die gar nicht Teil des Ortes sind.

Wasserburg am inn stadtbild bebauung
Ein harmonisches Stadtbild dank einheitlicher Bebauung mit ähnlichen Dach- und Fassadenformen direkt am Fluss: Wasserburg am Inn.
epr/Stadt Wasserburg a. Inn/Rainer Nitzsche

Wer hier neu baut, muss sich (nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche) in die Nachbarschaft einfügen (§ 34 Abs. 1 BauGB). Ermessenssache ist allerdings, wie weit diese nähere Umgebung reicht. Häufig sind hier Einzelfallentscheidungen zu berücksichtigen.

Beispiel: Wer in einer Nachbarschaft mit Reihenhausbebauung eine freistehende Stadtvilla errichten will, verletzt damit die Vorgabe, dass sich das neue Gebäude in die Nachbarschaft einfügen soll. Und widerspricht damit dem Einfügungsgebot.

Tipps für den Grundstückskauf

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