Buchrezension: "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse"

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Roman mit Humor

Foto: Pexels/Taryn Elliott

Am Anfang ist der Bort ungepflegt. Also Bart. Dann gepflegt. Und schon beginnt das Tohuwabohu. Tohuwabohu stammt aus dem Hebräischen. Es steht für Durcheinander oder moderner: Chaos. Genauso bei Motti Wolkenbruch. Auch er stammt aus dem Hebräischen. Auch da steht der gepflegte Bort (Bart) für Durcheinander und Chaos. Bis daraus eine neue Lebens-Chance blüht.

Lesen Sie hier einen Gastbeitrag von Rainer Horn und seine Buchrezension zu Thomas Meyers "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse".

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Bort ist jiddisch und meint Bart. Laura ist Schickse (Nicht-Jüdin) und Motti Wolkenbruch meint, Studentin Laura sei schöner als seine Mame (Mutter). Doch der Weg von der Mutter zur Laura ist hart. Dabei verringern sich die Karotten, die Eier werden hohl, die Kartoffeln erfrieren, die Suppen werden wässrig, die Karpfen schmal, die Hechte kurz, die Enten mager und die Noistüchle (Taschentüchle) seiner Mutter ein nichts. Weil: Immer wenn Motti nicht richtig mitmacht, bekommt er von seiner Mama keine Taschentüchle mehr zugesteckt. Manchmal versalzt sie ihm auch das Essen.

Doch der Reihe nach.

Mutter Wolkenbruch sucht für ihren dritten Sohn Mordechai Wolkenbruch (genannt Motti), eine Frau. Eine gläubige Jüdin aus gläubiger Familie. Die Familie lebt in Zürich. Also wenn's geht, eine jüdische Schweizerin oder eine Schweizer Jüdin. So hat Motti bis zu neun Termine pro Woche. Mit Frauen im heiratsfähigen Alter. Leider sind die ein Abbild seiner Mutter. Nämlich sehr breit um die Hüften und reden ihn in puncto Schwung, Eifer und Lautstärke in Grund und Boden.

Als sich Motti immer wieder herauswindet, greift Muttern zu immer härteren und gewiefteren Methoden. Motti hat ein Date mit Michèle. Die beiden treffen sich – von den Müttern arrangiert. Für etwas mehr Privatsphäre ändern Motti und Michèle kurzfristig den Ort. Nach ein paar Minuten taucht dennoch Mottis Mutter auf. Um zu schauen, wie es läuft. Darauf Michèle zu Motti: „Deine Mutter sollte für den Mossad arbeiten“. Also israelischer Geheimdienst.

Das Problem jetzt wiederum mit Laura – der Nicht-Jüdin, also Schickse, ist, dass „sie mit großer Wahrscheinlichkeit regelmäßig Schweine aß und am Sabbat hemmungslos elektrische Gerätschaften in Gang setzte." Beides bei orthodoxen Juden nicht gern gesehen. Auch für Mottis Mame (Mama) großes Problem. Als Motti seine Sehnsucht nach Laura eingesteht, bekommt er einen Termin beim Rabbi. Der schickt ihn zur Zwangstherapie nach Israel. Zu Onkel und Tante.

Die wiederum sind gar nicht so streng. Sie haben im jüdischen Gruß „Schalom“ vor allem das „Om“ herausgearbeitet. Und meditieren gern. Dabei lernt er Malka kennen. Und bei ihr im Bett den wahren Sinn des Lebens. So erleuchtet geht es dann wieder nach Zürich. Und nach einer WG-Party ist es soweit. Motti grübelt: „Man schläft ja nicht einfach mit einer Frau und geht dann weiter, als hätte man eben mal einen Beutel Obst gekauft“.

Als sich Laura dann eine kleine Weile nicht meldet, erkennt er die Gnade der alten Zeit: „Früher gab es immerhin nur keinen Brief. Heute gibt es überdies auch keine E-Mail, kein SMS und keinen verpassten Anruf“.

Es gibt auch einen Folgeroman. Ich finde, der ist nix. Aber der hier: "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ ist absolut lesenswert. Neben der immer wieder lustigen Story (einmal hat es mich gar ganz verrissen) eben auch Milieustudie. Neben der Geschichte von einem jungen Mann und einer jungen Frau eben auch Psychologie. Zum Beispiel: Was ist Dissonanz?

Man kann sich höchstens fragen: Wo bleibt das Haus? Weil: Hier schreibe ich ja für „Mein EigenHeim“. Ich würde sagen: Motti und Laura heiraten und bauen ein Haus. In Zürich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wohnen sie noch heute. Lesen Sie und verschenken Sie: Thomas Meyer. "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse".

Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse. Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-24280-5, 13 Euro.

Dieses Buch wurde auch verfilmt: Hier geht's zum Trailer

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Rainer Horn. Seine gesamten Buchrezensionen finden Sie hier: Buchrezensionen unseres Gastautoren Rainer Horn »

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